Nach dem ersten Versuch am Mittwoch wurde das entdeckte Leck kurzer Hand zugeschweißt.
Am Donnerstag Mittag starten wir einen zweiten Vesuch und bringen die Altaiir ein zweites Mal ins Wasser. Ganz langsam. Erst einmal kontrollieren, ob der Schweisser gut gearbeitet hat, dann aus den Tragegurten des Traverler Lift raus und auch gleich hinaus aus der Marina in die Bucht vor Nadi.
Alles bestens. Wir hatten einen schönen Segel-Nachmittag in Begleitung von Serge, Pierres besten Freund. Serge hatte mit im März die erste Besichtung gemacht.
Alles lief bestens. Nun muckt nur noch der Autopilot. Wahrscheinlich ein eingeschlafener Kontakt. Also nichts aufregendes.
Die Zahlung wurde angewiesen und Montag, wenn das Geld dann hoffentlich auf seinem Konto ist, fliegt Pierre zu einem Besuch seiner Tochter mit Familie in Neukaledonien. Sie haben sich drei Jahre nicht gesehen und er freut sich riesig darauf. Obwohl, eigentlich will er nach der Anstrengung und Aufregung der letzten Tage, die ganze Woche dort nur schlafen.
Der gestrige Tag war für ihn so stressig, das er auch heute Morgen noch völlig fertig war. Nach dem Seatrial ist er nun entspannter. Der arme Mann.
Ich freue mich riesig, dass letztendlich alles gut gelaufen ist.
Bei einem verdienten kalten Bier nach diesem erfolgreichem Nachmittag wurde von Serge und Pierre noch ein neuer Name kreiert: ALTA MIGA.
Noch ist sie die Altaïr, doch schon bald wird am Rumpf Amiga stehen.
Am Freitag Morgen sitze ich auf der Terrasse vor meinen Marina Cottage, meine Sachen schon gepackt, nicht um auf die Amiga umzuziehen, sondern um mir noch einmal bis Montag ein Hotel zu suchen. Auf der Amiga wird ja Pierre noch bis Montag schlafen.
Wie immer, wenn ich hier in den letzten zwei Wochen hier ein Cottage ergattern konnte, kommt Pierre kurz vorbei, um guten Morgen zu sagen und einen Kaffee zu trinken.
Heute Morgen sehe ich schon von weitem, dass er ziemlich bedrückt ist.
Während ich noch überlege, was denn passiert sein könnte, plattz er auch schon heraus „Good Morning, Captain“. Er ist so traurig, weil das Geld schon auf seinem Konto ist. Damit sei ich jetzt die Eigentümerin und er würde heute nur noch seine Sachen packen.
Ganz so hatte ich mir das ja nun nicht vorgestellt. Eigentlich waren da ja noch ein paar Kleinigkeiten, die er dieses Wochenende am Boot machen wollte. Doch ich kann auch verstehen, dass er das Thema für sich jetzt beenden möchte.
Nach dem Frühstück erledigen wir den Papierkrieg. Danach Pierre fährt noch einmal in die Stadt, um ein paar Geschenke für seine Tochter zu besorgen und ich nehme meine Tasche und bringe sie an Bord. Doch ich werde heute noch nichts weiter machen, bevor Pierre nicht seine Sachen am Abend abgeholt hat. Ich möchte ihm den Abschied von seiner Altaïr nicht unnötig erschweren. Er konnte es vorher gar nicht leiden, wenn jemand fremdes bei ihm an Bord war. Nun will ich nicht schon zu räumen anfangen und überall herum wühlen, bevor er nicht endgültig von Bord gegangen ist. Auf die paar Stunden kommt es mir nun wirklich nicht an.
Zum Abschied gehen wir abends gemeinsam mit Serge und seiner Frau essen und verbringen zu viert noch ein paar nette Stunden. Dann ist es soweit. Wir fahren mit dem Auto bis ganz an die „Alta Miga“ heran, Pierre holt seine Sachen von Bord. Dann werde ich zum Abschied in den Arm genommen, noch eine Abschiedsträne für die Altair und dann ist er weg und ich allein an Bord.
Jetzt ist der Moment, wo ich zum ersten Mal fühle, dass wir jetzt ein Paar sind. Die Amiga und ich. Und das fühlt sich gut an.
In dieser ersten Nacht an Bord schlafe ich ganz wunderbar. Irgendwie fühlt sich alles schon vertraut an. Ein schönes Gefühl, als ich morgens aufwache und erst einmal in die Küche tappel. Dann ins Cockpit. Was für ein super schöner, sonniger und warmer Morgen.
Die nächsten drei Tage ist die Amiga noch im Wasser. Dann geht sie für diverse Arbeiten, die ich geplant habe, und zum Streichen wieder auf den Hardstand. Ich merke, dass ich zumindest einen groben Plan machen muss, wie ich vorgehen will.
Denn die Amiga ist von innen ziemlich schmutzig. Kein Wunder nach zwei Jahren im Pit (das Loch in der Erde, in der sie gestanden hat). Ich schaue mich um‘ schaue in die Staufächer, und weiß nicht wo ich anfangen soll. Von vorne nach hinten, von hinten nach vorne? Oder einfach mittendrin anfangen? Ich entscheide Küche und Bad zu erst. Nein, die schmutzigen Gardinen zuerst.
Nach ein paar Stunden, weiß ich nicht, was wirklich besser ist. Ein völlig leergeräumtes Boot übernehmen, oder ein Boot, auf dem alles zurück gelassen wurde inclusive vieler persönlicher Dinge. Es ist unglaublich. In der kommenden Woche entdecke ich jeden Tag etwas Neues, und weiß doch, ich habe immer noch nicht alles gesehen.
In der Küche wird mir schnell klar, wie gut es war, dass ich in Neuseeland noch Geschirr, Besteck, Pött und Pann gekauft habe. Pierre war scheinbar küchentechnisch Minimalist. Der Gasherd ist neu, doch funktioniert er mit der angeschlossenen Flasche nicht. Ok. Es sollte irgendwo noch eine kleine Aluflasche geben, die voll ist. Ups. Die hat aber ein anderes Gewinde. Auf einer erneuten Entdeckungstour findet ich auch einen neuen Druckminderer mit passendem Gewinde. Ich entferne den alten Schlauch, montiere einen neuen mit dem neuen Druckminderer, schließe die Flasche an, und siehe da, es funktioniert. Nur eine der beiden Flammen will nicht brennen. Dieses Problem verschiebe ich auf später. Ich habe ohnehin nur eine Pfanne und noch keinen Topf zur Verfügung.
Im Bad stelle ich fest, dass die Bordtoilette zwar wunderbar abpumpt, aber nur Luft statt Spülwasser zieht. Zwei Tage später habe ich herausgefunden, dass er an der Pumpe lag, sie inzwischen auseinander genommen, gereinigt, eingefettet, und dann wieder zusammengebaut und montiert. Meine erste eigene erfolgreiche Reparatur. Tolles Gefühl.
Weitere kleine Reparaturen folgen. Hier eine Schraube um einen Fensterrahmen zum halten zu bringen, dort eine Leiste wieder anbringen. Und nebenbei immer wieder entdecken, was es hier so alles an Material, Werkzeug und Ersatzteilen gibt. Und natürlich auch, was es nicht gibt, und was ich noch besorgen muss.
Am Dienstag morgen geht es aus dem Wasser für die Amiga. Und weil ich hier nicht gleich Hafenkino liefern möchte, bitte ich den Texaner Al von der Irie II mich doch zu unterstützen. Alles klappt prima. Ich möchte auf einen Platz am äußeren Rand, wo es weniger Moskitos gibt, weil dort häufiger ein leichter Wind weht.
Auch die Sachen, die noch am alten Platz liegen, werden von den Marina-Mitarbeitern hilfsbereit gleich mit umgezogen zum neuen Stellplatz.
Noch während die Amiga in den Gurten schwebend durch die Gegend fährt, spricht mit ein Mann an und drückt mir seine Visitenkarte in die Hand. Er möchte die Amiga zwei Monate mieten, sie würden auch neue Segel bezahlen und mir das Hotel. Der macht wohl Witze???!!! Nein, der macht Film.
Neue Segel wären ja wirklich toll gewesen. Doch meine Pläne sind nun einmal anders, so reizvoll es auch klingt.
Später am Abend höre ich in der Bar, dass Canadier direkt ihr Boot an die Filmleute verkauft haben. Noch vor ein paar Tagen hatten sie mich gefragt, ob ich einen Broker kenne.
Ich habe vorerst vier Wochen für alle Arbeiten eingeplant. Mitte Juni möchte ich mit der Amiga wieder im Wasser sein und endlich wieder segeln gehen. Meine größte Sorge dabei ist, ob dass so auch in die Fiji Zeitrechnung hinein passt, denn Fiji Time hat so ihre eigenen Regeln. Darauf würde ich nun schon mehrfach hingewiesen, wenn ich von meinen Plänen sprach. Keiner will mir meine Entschlossenheit meine Pläne auch umzusetzen hier abkaufen. Doch ich werde sehen ….
Hallo liebe Hilde,
herzlichen Glückwunsch zum eigenen Schiff. Deine Berichte lesen sich wie ein Abenteueroman, aber ich bin mir sicher, dass du mit deiner Entschlossenheit und der Freude am Segeln, die Amiga bald gut und sicher händeln kannst.
Noch liegt ein bisschen Arbeit vor dir, aber dann hasst du das Privileg auf eigenem Kiel unterwegs zu sein.
Alles Liebe
von den Klaros
Hoert sich gut an Hilde, du machst das schon. Freu mich, wenn wir uns das erste mal ueber den Weg segeln.
Gruss Renate