Fiji – heimwerken und Luxus – vom 17.8. bis 15.9.2017

Was hier in der Vuda Marina zu erledigen war, ist erledigt. Also gibt also keinen Grund mehr, hier länger zu bleiben. Die nächsten Arbeiten lassen sich auch am Ankerplatz erledigen oder an einer Mooring. Und mein Lieblingsplatz ist in dieser Saison nun einmal Malolo und Musket Cove.


Es ist gut zu erreichen, wenn ich alleine und ohne Autopilot unterwegs bin, das Wasser dort ist sauber und klar, so dass man zwischendurch auch schwimmen gehen kann. Musket Cove bietet Restaurants, Bars, Einkaufsmöglichkeiten. Ein Spaziergang über die Insel ist immer wieder schön. An der Mooring ist man auch bei schlechten Wetter gut aufgehoben und es ist allemal günstiger als die Marina.

Also?

Auf nach Malolo! Die Sonne scheint, der Wind weht so um die 15 bis 18 Knoten. Mangels Windmessanlage, die noch installiert werden muss, kann ich immer nur schätzen. Doch es weht eben ganz gut. Aus Süd. Ungünstig für den Kurs um die Südspitze von Malolo herum, dem üblichen Weg. Aber für die Nordspitze, am Likuliku Ressort vorbei, ideal. Die letzte halbe Stunde vom Ressort bis zur Mooring tut es auch der Motor und der lädt gleichzeitig die Batterien.
Ich genieße das Segeln allein mit der Amiga, die Stille, den Wind, das Meer. Es gibt kaum etwas Schöneres. Und wieder einmal bin ich froh, diesen Schritt getan zu haben, ein eigenes Boot zu erwerben. Für einige Stunden vergesse ich die Arbeit, die dies noch mit sich bringt. Ich gleite an kleinen Inseln mit weißen Sandstränden vorbei, freue mich über die vom Wind geblähten weißen Segel, das glitzernde tiefblaue Meer, die Wellen heute lebhaft mit blitzenden kleinen Schaumkronen . Auch ohne Autopilot muss ich nicht viel steuern, denn bei diesem Wind läuft die Amiga fast von allein ihrem Ziel entgegen.

Es gibt also immer noch viel zu tun. Am nächsten Tag kommt die Julia ebenfalls nach Musket Cove und noch einmal wird versucht, wenigstens einen der beiden Autopiloten zum Leben zu erwecken. Bei dem Vetus macht es einfach der Fluxxgate Compass nicht mehr und was die Cetrec Anlage nicht arbeiten lässt, bleibt ein tieferes Geheimnis. Da aus Deutschland eine zum neuen Plotter, AIS und Radar passende Anlage unterwegs ist, beschließe ich mich nun endgültig vom Vetus Piloten zu trennen und die Hoffnung aufzugeben. Für den Cetrec soll es einen Techniker in Neuseeland geben. So bekommt diese Anlage noch eine letzte Chance.

Die WC-Pumpe tropft und es wird bei jeder Benutzung mehr. Da ich sie ganz am Anfang schon einmal auseinander hatte, mache ich mich also noch einmal dran, sie zu reinigen und zu fetten. Als ich das Teil aufschraube ist schon klar, dass es mit einer Reinigung nicht mehr getan ist. Innen sind Kunststoffteile für die Verschraubung gebrochen. Wie gut, dass ich in weiser Voraussicht eine neue Pumpe bereits bestellt hatte. Aus der Reinigungsaktion wird eine Austauschaktion, was natürlich entsprechend länger als geplant dauert.

Überhaupt Pläne. Zeitpläne. Ich bin so langsam dabei mich vollends davon zu verabschieden. Nichts läuft so, wie gedacht. Manchmal muss ich stundenlang etwas suchen, dass ich für die Arbeit benötige, von dem ich sicher weiß, ich habe es schon mal an Bord gesehen. Fragt sich nur wo????!!!!
Nach und nach stellt sich bei mir ein anderes Zeitgefühl ein. Ich plane nicht mehr in Stunden, sondern in Tagen. Und wenn etwas nicht nur einen Tag dauert, sondern zwei, dann ist es eben so. Irgendwann habe ich einmal gelesen „gute Arbeit braucht ihre Zeit“. Etwas das ich und die meisten Menschen im heutigen Leben vergessen haben. Zeit ist zur knappen Resource geworden. Immer mehr schaffen in immer weniger Zeit. Und jetzt erlebe ich gerade den Umkehrprozess.
Es wird zu einer guten Arbeit, wenn ich mir Zeit lasse, zwischendurch auch immer wieder darüber nachdenke, wie ich es am besten mache. Dabei stört es mich nicht, dass die Ergebnisse nicht immer grandios sind. Ich lerne schließlich, sammle Erfahrungen und merke, wie mir vieles nach und nach leichter fällt. Und natürlich weiß ich inzwischen auch, wenn der Akku-Bohr-Schrauber nicht bohrt, sollte ich vielleicht daran denken, die Rechts-Links-Schaltung in die richtige Richtung zu bringen und nicht glauben, dass das Material zu hart für den Bohrer ist.

Nebenbei mal eben ins Wasser springen, eine Runde schwimmen, kurz abduschen – mit der Dusche muss irgendwie noch eine bessere Lösung her – und anschließend ein kühles Erfrischungsgetränk. Es könnte mir wirklich schlechter gehen. Wer genießt schon den Luxus eines 29° warmen Pools am Arbeitsplatz?
Auch andere Tagesabläufe haben sich verändert. Wenn es morgens noch dunkel ist, wenn ich wach werde, mache ich es mir bei Tee oder Kaffee noch einmal im Bett gemütlich. Die schönste Zeit am Tag zum Lesen.
Die Sonnenaufgänge finde ich meist schöner als die Sonnenuntergänge. Die ersten Geräusche, wenn der Tag erwacht, verursacht durch den Wind, der sich ebenfalls auch seinem Nachtschlaf erhebt und leise übers Wasser streift und kleine Wellen anschubst. Die Fijianer, die früh morgens mit ihren Booten zur Arbeit in die Ressorts fahren.
Das flache Deck der Amiga bietet mir die Möglichkeit dort, morgens vor dem Frühstück, wieder Yogaübungen zu machen. Etwas das ich die letzten beiden Jahre doch vermisst habe.

Manchmal sehe ich in der Nacht meine Mitbewohner. Ein kleiner Gecko auf dem Kochlöffel, der in der Küche liegen geblieben ist, oder ein anderer an meinem Kabinenfenster. Ansonsten scheinen die kleinen Kerle zum Besan umgezogen zu sein. Zumindest höre ich da ab und an mal etwas. Einer hat mich sogar ganz verlassen und ist offenbar per Tragetasche auf die Pacifico umgezogen. Sonderlich begeistert ist Hermann davon jedoch scheinbar nicht.

Als Hermann aus Deutschland zurück kehrt, geht’s wieder richtig ans Arbeiten. Der neue Autopilot stellt dann doch eine Herausforderung dar. Erst macht er gar nichts, dann fährt er in eine abweichende Richtung und es stimmt die Gradzahl nicht mit dem Kompass überein. Es dauert etwas, bis das Ergebnis befriedigend ist.
Wir wollen einen zweiten Seatrial mit dem Autopiloten machen, als ich dann eine Situation erlebe, wo mir kurzfristig mein Optimismus so richtig abhanden kommt. Die Ankerwinsch wird beim Anker-liften im langsamer und stoppt schließlich ganz. „Batterie tot“ denke ich nur. Was jetzt? Muss immer etwas Neues dazu kommen???!!!!
Es ist eine schwere 10mm Kette, dass meiste von den 50m noch draußen, der Anker daran wiegt 37 kg. Herrmann will sich dran machen, den Anker per Hand hoch zu holen. Und dann? Das ist doch keine Lösung?!
Mir ist gerade gar nicht gut. Doch dann fällt mir die dritte Service-Batterie ein, die ich aus dem alten Satz Batterien zurück behalten habe. Die müsste genug Saft haben, um den Anker zu liften und kann dann auch gleich dort bleiben. Natürlich passen die Anschlüsse nicht. Wenn ich eins inzwischen wohl gelernt habe, ist es kreativ zu improvisieren. Da kann dann jeder drunter verstehen, was er mag. Doch dann ist die Batterie angeschlossen. Wir können jetzt den Seatrial doch noch machen und auch hinterher stressfrei wieder vor Anker gehen.
Es ist immer zwei Schritte vor und einen zurück. Doch letzten Endes – es geht vorwärts.

Mein erster Trip, bei dem es dann mit dem Autopiloten wirklich funktioniert, ist dann schon toll. Da ich nun ein neues Crewmitglied habe, kann ich mich ganz entspannt das erste Mal mit dem Besansegel auseinandersetzen.
Und das wird eine richtige Auseinandersetzung. Jetzt weiß ich, warum ich den Teil des Bootes bisher mit Missachtung gestraft habe. Naja, nach einer grundlegenden Klärung, die wir dann miteinander haben, steht das Segel irgendwann und bringt bei achterlichem Wind doch zumindest einen halben Knoten Geschwindigkeit mehr.

Seit Mitte August habe ich nun den neuen Wasserboiler installiert, ein neues Radio sorgt jetzt für musikalische Unterhaltung, ein Gasfernschalter nimmt mir die Sorge um unbeobachteten Gasverlust oder Gas in der Bilge, das neue VHF funktioniert bestens und hat sogar einen Anschluss zusätzlich im Cockpit bekommen.
Man könnte sagen, die Amiga wächst und gedeiht.
Mittlerweile habe ich nur noch vier Punkte auf meiner Liste, die für mich Prio eins haben und die ich ganz bestimmt erledigt haben möchte, bevor es zum Ende der Südsee-Saison zurück nach Neuseeland geht. Es muss etwas mit dem Zweiten und größerem Tank passieren, ich möchte eine Sprayhood/Dodger als Wetterschutz für unterwegs, ich brauche wieder eine dritte Servicebatterie und mein Provisorium für die Motorschaltung sollte endlich eine gute Lösung finden.

Neben der Arbeit gibt es auch viele Luxusgefühle, die das Seglerleben einfach herrlich machen. Das erste warme Wasser aus dem Boiler beim Duschen – unbeschreiblich. Ein Dinner im Malolo-Ressort mit einem tatsächlich richtig leckeren Buffett. Ich kann immer noch diesen köstlichen Geschmack der im Wok zubereiteten Krabben nachschmecken. Eine Woche vor dem Likuliku Ressort, wo die Übernachtung rund 1.500€ kostet, die ich natürlich auf dem Boot nicht bezahlen muss, das Umfeld jedoch voll genießen darf.

Es ist ein tolles Leben, dass ich derzeit ganz bestimmt nicht tauschen möchte. Wenn ich an Deutschland denke, wir es dort im Moment im Vorfeld der Wahlen ist und schlimmer noch, was diese Wahlen Deutschland bringen werden, gruselt es mich.

 

 

 

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