Nach einigen Schubsern, indirekten und direkten Worten, dass ich die Bluewater-Sailing- Seite sträflich vernachlässigt habe, ist es Zeit für einen neuen Bericht. Und nicht nur für einen aktuellen Bericht, sondern auch für einige Änderungen in der Berichtsstruktur.
Meine Erfahrungen mit Land und Leuten, Erlebtes und meine Gedanken teile ich weiterhin im Logbuch unter „Aktuelles“.
Auf Wunsch meiner Freundinnen werden diese Texte zukünftig möglichst wenig Segel-technisches und zu den am Boot ausgeführten Arbeiten beinhalten. Mir war vorher gar nicht aufgefallen, wie weit ich mich von meiner ursprünglichen Berichtsform entfernt hatte und dadurch auch dem Sinn, der dahinter steht. Es geht mir schließlich in erster Linie darum, dass mich meine Familie und Freunde auf dieser Reise virtuell begleiten können und nicht darum, sie bootstechnisch versierter zu machen. Deshalb vielen Dank für eure Rückmeldungen.
Wer sich dennoch für die Arbeiten an und auf der Amiga interessiert, kann dies nachlesen im Logbuch unter ‚Amiga‘.
Nach zweieinhalb doch etwas langen Monate in Deutschland, war ich überglücklich wieder zurück nach Hause zu fliegen. Wir sehr die Amiga mein Zuhause geworden ist, ist mir erst durch diese verhältnismäßig lange Abwesenheit bewusst geworden. Natürlich war es gut all die mir wichtigen Menschen in Deutschland zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen, wieder auf einer gewissen Stand zu kommen, was euer Leben betrifft, fühlen und erleben wie gut ihr mir tut. Und dann fahre ich wieder fort meinem Zuhause entgegen und erlebe ganz bewusst, wie anders mein Leben in den letzten Jahren geworden ist. Das Leben auf dem Meer und der Amiga schenkt mir eine innere Ruhe und Zufriedenheit, wie ich sie vorher selten empfunden habe. Und meine sehr individuelle, weit von Standard abweichende Amiga, ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich sie gegen kein anderes noch so schönes oder eleganteres Boot eintauschen möchte. Vielleicht, weil sie ein bisschen ist wie ich selbst.
Ich hatte ja von Anne Meerbaer schon gehört „die Amiga schwimmt noch und wartet auf dich“. Soweit würde bei meiner Ankunft in Whangarei also alles gut sein.
Ich lande morgens gegen 5 Uhr in Auckland, sammle meine 30kg Tasche ein (20kg sind noch auf den Postweg unterwegs) und mache mich erst einmal auf den Weg, um Margret zu finden. Die Leute wundern sich bestimmt, als ich dem Mann von der Bio-Security meinen Pass mit der Einreise-Erklärung vorlege und dann erst einmal mit ihm losmaschiere. Sie können ja nicht wissen, dass ich viel Zeit habe und erst einmal mit seiner Vorgesetzten plauschen möchte, die zufällig heute Dienst hat. Ich hatte Margret in Whangarei kennen gelernt, wo uns ihr Mann im Laden spontan zu sich nach Hause eingeladen hatte und wir dann mit den beiden einen tollen Tag erlebt hatten.
Um 6.30 Uhr bin ich dann immer noch viel zu früh am Busbahnhof in Auckland. Mein Bus nach Whangarei geht erst um 9.15h. Als die Abfertigungshalle öffnet, mache ich es mir dort für die Wartezeit bequem und frühstücke erst einmal. Im Flieger hatte es so viele Snacks und Getränke gegeben, dass ich noch gut versorgt bin. Eigentlich müsste ich ja müde sein, wo ich schon fast 36 Stunden unterwegs bin und nur wenig unterwegs geschlafen habe. Aber die Vorfreude macht mich mobil und als ich die Gelegenheit habe, einen früheren Bus nach Whangarei zu kommen kaufe ich mir kurzentschlossen für diesen ein Ticket und lasse das andere verfallen.
Diese Planänderung beschert mir eine nette Reisebegleitung. Ein Israeli ist mit seinen Fahrrad im Gepäck auf dem Weg zum nördlichsten Punkt von Neuseeland zum Cape Reinga. Von dort startet er, um auf seinem Rad bis nach Bluff auf der Südinsel zu fahren. Also praktisch das, was die Walkies, Frauke und Thomas, vor drei Jahren zu Fuss gemacht haben. Na, mit dem Fahrrad wird die Strecke vielleicht doch etwas anders sein. Er wird es kaum über den Zaun heben, um dann einem Bullen gegenüber zu stehen, wo dann nur noch die Flucht über die Wiese hilft.Er lädt mich ein, ihn in Israel zu besuchen, sollte ich mit der Amiga einmal dorthin kommen. Ich habe keine Ahnung, ob das jemals auf meinem Plan stehen wird. Dieses Jahr auf jeden Fall nicht. Soviel ist mal sicher.
In Whangarei habe ich durch meine Planänderrung zusätzliche Zeit. Mit meinem Wassertaxi, dass mich zur Amiga bringen wird, bin ich erst gegen 12 Uhr verabredet. Zeit erst einmal im Marina-Büro „Hallo“ zu sagen, mir eine herzliche Umarmung von Naylen einzufangen und mein Gepäck an Bord der Renahara zu bringen. Renate ist nicht da und noch zur Arbeit. Aber das ist kein Problem, weil ich mich auf der Renahara wie zu Hause fühlen darf. Noch einen Kaffee, den ich nun doch dringend brauche, und dann mein Wassertaxi einfangen. Anne Meerbaer ist nämlich mit dem Dingi pünktlich gekommen, um mich zur Amiga nach Kissing Point zu bringen. Dort liegt meine Lady jetzt seit dem 27. November im Fluss zwischen vier Piles fest vertäut. Und ich habe eben Glück, dass ich nun nicht umständlich auf dem Landweg und mit dem vereinseigenen Dingi dorthin muss, sondern von Anne abgeholt werde. Gut, dass sie eine neue Kreditkarte aus Deutschland brauchte und ich diese im Gepäck habe. So werde ich eben auch deshalb mehr oder weniger sehnsüchtig erwartet.
Neuseeland begrüßt mich mit strahlendem Sonnenschein und die Fahrt den Fluss hinunter lässt den nassen Winter in Deutschland schnell vergessen. Schuhe und Strümpfe habe ich schon gleich auf der Renahara gelassen. Dieses Segelrevier oder besser gesagt, dieser Weg um die Welt, heißt schließlich Barfuss-Route. Für mich nicht ganz zutreffend, zugegeben, weil ich ja vor vier Jahren in Südamerika und im kalten Patagonien gestartet bin. Aber dann eben doch, weil ich eigentlich nur in warmen Regionen unterwegs bin und dieses Jahr auch wieder sein werde.
Auf der Amiga angekommen mache ich die Lady nach einer ersten Begrüßung, ( leider kann ich sie nich umarmen, denn dafür ist sie zu dick) schnell startklar, damit ich hinauf in die Stadt ins Town Basin an den vorbestellten Liegeplatz fahren kann. Die Meerbaers kommen zur Unterstützung an Bord, denn das lösen aller Festmacher ist allein nur schwer zu bewältigen. Raus aus der Parklücke und dann …
Wieso passiert da denn nichts, als ich den Gang einlege? Oder passiert doch etwas? Langsam gleitet die Amiga an den Piles vorbei auf den Fluss. Aber ich kann Gas geben soviel ich will, mehr als langsam ist nicht drin. Mein Kopfkino sagt schon ‚Not-ankern!‘. Irgend etwas stimmt hier doch überhaupt nicht. Habe ich den Propeller verloren? Kann eigentlich nicht sein. Und Anne bestätigt aus dem Dingi heraus, das der Propeller ordentlich Welle macht. Als ich die Amiga hier in Kissing Point geparkt hatte, war alles in Ordnung. Jetzt habe ich das Gefühl, und es ist nicht nur ein Gefühl, dass die Dame nur sehr beschränkt manövrierfähig ist. Der Rumpf muss völlig zugewachsen sein von Algen, Muscheln, Barnickels, Austern und was weiß ich. Neuseelands Landwirtschaft mit seinen überreichen Abwässern lässt grüßen.
Letztendlich fahren wir ganz gemütlich unter Vollgas mit eineinhalb bis zwei Knoten Geschwindigkeit den Fluss hinauf. Gott sei dank haben wir die Strömung von der auflaufenden Tide mit uns, denn sonst würden wir wohl nicht vom Fleck kommen. Für Anne ist es deshalb auch kein Problem während der Fahrt von Dingi an Bord der Amiga zu steigen. Ist ja fast wie am Anker.Ist eben eine gemütliche Fahrt den Fluss hinauf in der warmen Sonne. Zeit zum klönen und uns auszutauschen. Und die Hauptsache ist natürlich „ich bin wieder zu Hause“. Solche Problemchen kann ich später lösen. Das wird schon.
Am Nachmittag trifft dann auch Hermann aus Deutschland ein. Entsprechend vorgewarnt holen wir die Pacifico ebenfalls in Kissing Point ab und bringen die Dame ins Town Basin. Auch die Pacifico bewegt sich nur sehr schwerfällig, was mich andererseits auch wieder beruhigt, denn dann ist es tatsächlich der entstandene Bewuchs, der die Ursache für die eingeschränkte Beweglichkeit der Amiga ist.
Und dann nur noch einkaufen, Abendessen und ins Bett fallen. Alles gut.
Die nächsten 10 Tage heißt es „Marina-Leben“ genießen, andere Segler wiedersehen, auf der Amiga arbeiten, Einkäufe, Aufträge und Bestellungen für die Amiga tätigen. Die Amiga ist mal wieder absolute Baustelle und deshalb bin ich froh, dass ich abends drüben auf der Pacifico immer ein leckeres Abendessen bekomme. Doch auch mal kochen und ein Spieleabend an Bord der Renahara gehört dazu. Es läuft mit den Arbeiten nicht so, wie ich es mir vorstelle. ‚Dann eben jetzt nicht!‘ denke ich, als ich mit meiner Geduld am Ende bin. ‚Kann ich auch im April noch machen‘. Ich möchte endlich los und endlich wieder segeln. Viele Arbeiten kann ich auch unterwegs machen, wenn ich dann in einer schönen Bucht vor Anker liege.
Bevor ich damals auf die Reise gegangen bin, hatte ich noch einmal schnell einen Segelkurs besucht. Schließlich wollte ich nicht nur mitsegeln, sondern auch ein bisschen von dem verstehen, was ich da so vorhatte. Und nicht zuletzt wollte ich damals eben auch wissen, wie es mir bei etwas mehr Wind auf dem Wasser gehen würde. Ich werde immer noch regelmäßig seekrank.
In der ersten Woche dieses Segelkurses waren wir eine nette Truppe: 4 Männer, 2 Frauen plus 1 Skipper. Bei der Kabinenverteilung bekamen wir Fauen eine Doppelkabine zugewiesen, womit die andere Dame aber nun so gar nicht einverstanden war. Sie wollte eine Kabine mit ihrem Mann und nichts anderes. Erst als dann Felix als letzter Teilnehmer eintraf konnten wir damals die Situation lösen, weil es ihm nichts ausmachte, mit mir eine Kabine zu teilen.Und dieser Felix hatte sich jetzt schon vor ein paar Monaten mit seiner Freundin angekündigt und wollte gerne Anfang März ein paar Tage bei mir an Bord verbringen. Irgendwie klappt es jetzt alles wunderbar mit unseren gegenseitigen Plänen. Die Beiden kommen rechtzeitig in Whangarei an, bevor ich am Dienstag, den 26. Februar, aufmache und in Richtung Bay of Islands unterwegs bin.
Doch bevor es losgeht, wird erst einmal eingekauft und PacknSave (mein Lieblingssupermarkt) leergekauft. Na fast jedenfalls. Ich nutze es ziemlich aus, das ich vier zusätzlich Hände, sprich zwei willige zusätzlich Einkäufer zu meiner Unterstützung habe. Ich möchte schließlich bis Ende März in der Bay of Islands bleiben, habe ja außerdem noch ein paar Tage Gäste an Bord und hatte nach der Ankunft im letzten November sinniger weise noch keine Vorräte wieder aufgestockt. Wir schaffen es ohne größere Anstrengungen mal eben 500 € auszugeben, und ich habe dabei nicht das Gefühl, wirklich übermässig viel gekauft zu haben. Wahrscheinlich muss ich mich auch erst wieder an die Preise gewöhnen, die eben doch deutlich über den Einkaufspreisen für Lebensmittel in Deutschland liegen.
Dienstag mittags: Marina bezahlen und ab in die Freiheit. Mit der Hochgeschwindigkeit von 2 Knoten. Die Liegezeit in der Marina hat also nicht freiwillig das Bewegungsproblem der Amiga behoben. Naja, man darf ja mal hoffen oder auch träumen? Und die gute Stimmung an Bord wird davon nicht beeinträchtigt. Wir drei freuen uns, nehmen das Wettergeschenk des Neuseeländischen Sommers und fahren den Fluss hinunter an Marsden Cove vorbei zur Urqhuartsbay. Für die beiden, Laura und Felix, ist es noch einmal ein anderes Erleben Neuseeland vom Boot aus zu sehen. Sie hatten sich für ihre Zeit hier einen Van gekauft, mit dem sie seit November herumgereist waren. Den Wagen konnten sie innerhalb von 24 Stunden wieder verkaufen, so dass sie früher als ihrerseits geplant an Bord der Amiga gehen konnten.
Für mich hat es jetzt den Vorteil, dass ich einen sehr motivierten Felix an Bord habe, der willig ist, meine Amiga von ihrem ungewünschten Gepäck unter dem Rumpf zu befreien. Als es mit Maske und Schnorchel allein nicht gelingt, hilft der Free-Diver der Pacifico. Am nächsten Nachmittag ist jedoch immer noch nicht alles runter und Hermann, der den Wetterbericht im Blick hat, ein Erbarmen hat. Er geht noch einmal eineinhalb Stunden runter um den Rest vom Rumpf abzuschaben. Wir überlegen später, ob es auch an der Farbe des Antifoulings liegt, dass die blaue Pacifico doch erheblich weniger Bewuchs hatte, als die schwarze Amiga. Kurzum, Felix meint dann, wir müssten auf der elektronischen Navionics-Seekarte für andere Wassersportler jetzt einen Eintrag machen, dass hier die angegebene Wassertiefe nicht mehr stimmt. Der Muschelberg unter der Amiga hat hier doch zu einer deutlichen Veränderung des Meeresbodens beigetragen.
Vor uns liegt ein schöner Segeltag. Der Wind bläst aus der richtigen Richtung, das Meer ist nicht zu bewegt. Sowie wir um den Breamhead herum sind, nimmt die Amiga langsam Fahrt auf. Das Tagesziel haben wir nicht festgelegt. Es wird wird einfach bestimmt von Wind und Segel und wie sie gemeinsam die Amiga spielerisch durchs Wasser gleiten lassen. Laura und Felix sind förmlich begeistert, lieben sie es doch auch auf dem Meer zu sein. Erstaunt sind sie auch darüber, wie grün hier im Norden alles ist, war weiter im Süden die Landschaft doch wohl eher sommerlich trocken und verbrannt.
Am späten Nachmittag gehen wir in der südlichen Whangaruru Bay vor Anker. Ich bin hier zum ersten Mal über Nacht, weil Ankerplatz, offen zum weiten Pazifik, bei den vorherrschenden Ostwinden sonst eher rollig und bewegt ist. Doch heute ist es hier ruhig und sanft und wir werden eine ruhige Nacht haben. Ich bin froh und glücklich wieder in der Natur zu sein, die Wärme zu spüren, um mich herum eine Stille, die bestimmt wird von den Geräuschen des Windes, der Bäume, der Wellen, die sich brechen und lang und sanft auf dem Strand auslaufen oder sich wild aufschäumend an die Felsen stürzen.
Bay of Islands – wir kommen. So schön es gestern auch war, so kappelig ist es heute. Obwohl wir kaum mehr Wind haben als am Vortag, werden wir heute doch ziemlich durchgerüttelt. Uns dreien geht’s bei dieser Schaukelei nun wirklich nicht besonders. Die Seebeine haben auf so einer kurzen Strecke ja noch keine Zeit zum wachsen gehabt. Aber egal, am frühen Nachmittag gehen wir in der Otaio Bay von Urupukapuka vor Anker. Meine beiden Gäste könnten hier eigentlich gut einen Landausflug machen, doch beide sind nicht wirklich in Stimmung. Das neue Kajak findet da schon mehr Zuspruch. Ich hatte selbst bisher noch keine Gelegenheit es auszuprobieren, da Hermann es freundlicherweise übernommen hatte, es den kurzen Weg vom Marina Office Dock bis zur Amiga zu paddeln. Es ist stabil, breit und sicher und passt deshalb bestens zu uns – zur Amiga und mir. Und Laura und Felix haben auch ihren Spaß damit.
Der Post funktioniert auch hier. Ich wundere mich, als ich am nächsten Nachmittag an Deck gerufen werde „du hast Besuch!“Martin ist mit seiner Tystie da und bringt ein Päckchen mit Ersatzteilen, die vor unserer Abreise noch nicht eingetroffen waren. Da soll sich mal einer beschweren. Was für ein Service! Den Einsatz belohne ich dann sehr schnell und gerne mit einer Einladung zum Abendessen. Zum „Nachtisch “ braucht es nicht viel Überredung und wenig später rauchen uns allen die Köpfe bei einer Runde Scrabbel. Wir spielen zweisprachig, also deutsch und englisch. Trotzdem ist Martin etwas im Nachteil. Doch er nimmt es mit Humor.
Die nächsten Tage cruisen wir noch durch die Bay, bevor es Abschied nehmen heißt. Viereinhalb Jahre haben wir immer wieder versucht, uns wenigstens mal auf eine Kaffee zu treffen. Nun hat es endlich geklappt. Und ich freue mich auch, dass ich Gelegenheit habe Laura kennenzulernen. Ich hoffe, es dauert nicht wieder viereinhalb Jahre bis zum nächsten Wiedersehen.
Ich setze die beiden am Pier in Paihia ab und habe dort auch gleich eine Verabredung mit Rosie. Rosie habe ich durch Claus kennengelernt, der mich im vorletzten Jahr mit zur ihr zum Weihnachtsessen genommen hatte. Seit dem sehen wir uns immer mal wieder auf einen Kaffee und sie kommt auch an Bord der Amiga zum Helfen, wenn sie bei irgendwelchen Arbeiten unterstützen kann.Heute entschuldigt sie sich, dass sie bisher so wenig Zeit hatte. Sie ist mit der Dekoration eines Theaterstücks beschäftigt. Die Aufführung von Shakespeares Mittsommernachtstraum unter freiem Himmel steht auf der Bucket List ihrer Freundin und sie hilft ihr dabei. Und so sieht sie auch aus. Den glitzernden Elfenstaub hat sie in den Haaren, auf der Kleidung und Haut. Karneval ist doch schon gewesen? Ich lächle, denn sie sieht einfach nach vollem Einsatz aus. Das Ergebnis ihrer Arbeit würde ich gerne in Augenschein nehmen und so verabreden wir uns für die Vorstellung am Sonntag. Ich freue mich schon riesig darauf und kann es kaum erwarten.Toll finde ich es auch, dass wir uns darüber hinaus zur Einkaufstour mit dem Auto nach Whangarei verabreden und am Samstag Abend zu einem Life Konzert der Feelings in Paihia an der Waterfront.
Auch Elke sehe ich Abends als Gast zum Essen auf der Amiga wieder. Sie lebt für ein paar Wochen auf ihrer 20′ langen Rumbletum, bevor sie die Visabestimmungen und der kühle Herbst in Neuseeland wieder auf Reisen und in andere Länder vertreiben.
Ich fühle mich rundum wohl. Auch wenn ich noch viel zu tun habe, um die Amiga für die kommende Segelsaison vorzubereiten. Und natürlich nutze ich die Bootstechnisch gute Infrastruktur hier in Neuseeland, um etwas mehr zu machen, als nötig. Wer weiß, wie es in zukünftigen Regionen damit bestellt ist, wenn ich etwas brauche. Also lieber jetzt etwas mehr machen. Neue Segel sind auch schon geordert und werden am 18. März nach Opua geliefert.
Meine Mitsegler und Crew von Neuseeland nach Vanuatu stehen jetzt auch fest. Babs habe ich bereits in Deutschland kennengelernt und Phil habe ich über FindaCrew hier in Paihia getroffen. Das ist schon einmal ein gutes Gefühl, auch wenn ich die Strecke, wie ich ja jetzt weiß, allein segeln kann.
Mein momentanes Highlight ist jedoch die Shakespeare Aufführung auf einem Weingut etwas nördlich von Kerikeri. Das Event findet als Picknick in einem natürlichen Amphitheater statt. Rosie holt mich gegen 13 Uhr in Paihia ab. Bevor es zur Veranstaltung geht decken wir uns noch mit Schokolade und Getränken ein. Das ganze Wohlfühlprogramm.
Mitgebrachte Stühle können wir im Auto lassen, weil wir so rechtzeitig da sind, dass wir zwei der bequemen Gartenstühle ergattern. Auch ein Nachbar von Rosie gesellt sich zu uns. Ein Fan der mitgebrachten Toblerone, wie ich feststelle. Die Donnerstag-Vorstellung war wegen Regen ausgefallen, doch heute, am Sonntag, haben wir Glück und das Wetter hält sich.
Die Vorstellung ist bezaubernd. Natürlich verstehe ich nicht alles. Selbst die Kiwis haben da wohl Probleme, sagt Rosie, weil die alte Sprache für sie eher ungewohnt ist. Trotzdem reicht mein Verständnis, um der Handlung gut folgen zu können. Ich bewundere das Bühnenbild, der heimliche Stolz von Rosie, die professionellen Masken, die wunderschönen Kostüme. Das seitlich in einem erhöhten Pavillon sitzende kleine Orchester sorgt für eine ansprechende musikalische Untermalung der Handlung und des Gesangs. Die Akustik ist bis auf wenige Ausnahmen absolut gut. Dieser Theaterverein aus Kerikeri hat hier, wie ich finde, eine wunderbare Inszenierung erarbeitet und bietet uns an diesem Nachmittag eine herliche Unterhaltung für die Sinne. Vielen Dank, liebe Rosie, für die Einladung zu diesem wunderschönen Nachmittag.
Die nächste Postlieferung in die Bay kommt mit den Meerbaeren. Sechs Wochen hat mein Paket aus Deutschland gebraucht. Noch während Anne an Bord ist, fange ich an auszupacken. Es ist fast wie Weihnachten, obwohl ich das Paket ja selbst gepackt habe. Bücher und DVDs, Sachen für das Boot, Tupperware, die in Deutschland nur gelagert war und hier an Bord doch gute Verwendung findet. Und einiges, von dem ich inzwischen glatt vergessen hatte, dass ich es eingepackt habe. Es braucht etwas, bis alles verstaut ist.Und auch der Inhalt dieses Paketes macht die Amiga noch mehr zu meinem Zuhause und verbindet meinen alten Lebensmittelpunkt in Deutschland mit meinem neuen auf der Amiga.
Einfach wunderbar!