In der Nacht ist der Wind wieder abgeflaut. Wir schmeißen für die letzten Meilen unseren Motor an. Morgens um 5.00 h sitzen wir im Cockpit bei Tee und frisch gebackenen Brot und sehen die ersten Lichter der Küste. Im Licht der aufgehenden Sonne passieren wir die Insel Arce. Der Atlantik ist stark abgekühlt. Das erste Mal unter 20° – bis auf 15° runter. Im ersten
Tageslicht sind auch die Möwen wieder aktiv und fliegen „zur Arbeit“. Wir sind gespannt auf das, was uns erwarten wird. Die Küste macht einen rauen und unwirtlichen Eindruck, der durch das goldene Morgenlicht abgemildert wird. Wir halten auf das Leuchtfeuer San Gregorio zu, um die Passage zwischen der Insel Leones und dem Festland zu nehmen, wenn es die Strömung erlaubt.
Plötzlich sehen wir eine Gruppe von Delphinen, die unseren Bug umspielt. Wir freuen uns über die Begleitung. Sie sind fast zum Anfassen nah und unterhalten uns bis zur Passage. Und wir haben Glück. Der Ebbstrom beschleunigt unsere Fahrt an Leones vorbei um fast 4 Knoten Richtung der Bucht Bahia-Gil, in der wir die Einfahrt zur Caleta Horno finden werden. Aufgrund der Ebbe ist das gefährliche Riff in der Bucht gut zu erkennen und eine Landmarke zeigt uns den Weg Richtung der Caleta. Doch die Einfahrt ist nicht auszumachen. Erst knapp 100 m davor ist ein schmaler Einschnitt zwischen den Felsen erkennbar. Die Felsen dahinter sehen wie eine geschlossene Felsenlandschaft aus. Kaum zu glauben, dass sich dort unser Ziel befindet. Und dann fahren wir in die schmale Caleta ein und es ist, als ob sich ein Tor vor uns öffnet. Beim ankern verwenden wir zum ersten Mal die 100-Meter-Leinen, die extra für die Patagonien-Reise angeschafft wurden. Sie sichern PACIFICO zum Land hin, festgemacht an einem starken Tau, dass irgendwer einmal für diesen Zweck hiergelassen hat.
Wir entspannen bei warmen 28° Lufttemperatur und Genießen die Ruhe, in der nur das Rauschen der kommenden Flut und die Möwen zu hören sind, die laut klatschend ins Wasser tauchen, um einen Fisch zu fangen. Auch ist das Meer hier wieder etwas wärmer – jetzt sind es so um die 18°.
Gegen Mittag sehen wir oben auf den Felsen die ersten Guanakos (Lamas), die uns offenbar beobachten und denen wir später, bei unserem Landausflug, auch bis auf 50 m nahekommen. Mit der Flut taucht ein Pinguin in der Bucht auf. Wir werden auf ihn aufmerksam, weil die Möwen und er offenbar die gleiche Beute jagen. Wir finden es so schön hier, dass wir ein paar Tage bleiben wollen. Kleinere Pflege- und Wartungsarbeiten stehen an, die wir hier gut erledigen können. Außerdem wollen wir die Genua gegen die Fock tauschen und auch das Bimini soll wegen der zu erwartenden starken Winde vorerst abgebaut werden.
Hin gegen Abend läuft ein finnisches Segelschiff, die MANTA, in die Caleta ein. Die MANTA kennen wir schon aus Buenos Aires, Barlovento, und auch sie ist auf dem Weg nach Süden.