Wir Genießen bei bestem sonnigen und warmen Wetter die Caleta Horno. Es gibt jetzt für das frische Obst ein Netz zwischen Kartentisch und Salon. Kleinere Reparaturarbeiten sind erledigt und die Handwäsche endet damit, dass Hermann das Kanu ins Wasser lassen muss um das dabei über Bord gegangene kleine Wäscheteil von Hilde zu retten.
Mit dem Banana-Boot und Außenborder unternehmen wir einen Ausflug ans Ende der Caleta. Sie endet in einer steppenähnlichen Landschaft. Irgendjemand hat in dieser Wildnis sogar einen Zaun aufgestellt, der ein stückweit ins Wasser ragt. Es ist jedoch nicht zu erkennen, welchen Sinn er machen soll. Die Felsen der Caleta sind sehr unterschiedlich. Einige scheinen nur aus Löchern zu bestehen, als wenn es sich um ausgewaschene Lava handelt, andere sehen aus, wie die schuppige Haut riesiger Reptilien, die dort in der Sonne liegen. Schön und bizarr.
Am Sonntag bekommen wir Besuch. Als wenn wir es nicht vermisst hätten. Präfektur. Sie stehen mit ihrem Quad oben auf der Klippe und geben Signale. Was wollen die???? Ach so – mit uns sprechen. Per Funk. Also dann. So geht es wenigstens einmal ohne Papierkrieg. Offenbar hatten sie aus Mar del Plata die Information, dass wir hierher wollten. Nachdem sie uns die üblichen Fragen gestellt haben und auch mit dem finnischen Boot, der „Manta“ gesprochen haben, ziehen sie nach einer Weile wieder von dannen. Wir beschließen den günstigen Wind am Dienstag unter Berücksichtigung der Ankunftszeit passend zum Tidenstrom für unsere Weiterfahrt nach Puerto Deseado zu nutzen. Dafür heißt es früh aufstehen und Landleinen los. Wir bemühen uns darum, dass das recht leise von statten geht, um unsere finnischen Nachbarn nicht zu stören.
Auf den Wind ist nicht immer Verlass. So kommen wir später als geplant am Mittwoch in Puerto Deseado an, aber noch rechtzeitig genug um mit der Flut in die Flussmündung ein zu laufen. Als wir auf die Flussmündung zuhalten fällt uns schon auf, wie viele Pinguine hier im Wasser sind. Und dann sehen wir gegenüber der Hafenstadt an der Küste eine ganze Pinguinkolonie. Wie wir später feststellen, ein Ausflugziel für Touristenführungen auf dem Fluss.
Bei Ebbstrom hätten wir ausweichen müssen auf eine Ankerbucht ein paar Meilen weiter südlich, da der so stark sein soll, dass wir nicht gegen angekommen wären. Und wir sind enttäuscht, dass wir nicht im Hafen festmachen dürfen. Wir ankern auf Anweisung der Präfektur gegen 14.00 h eine dreiviertel Meile außerhalb. Hinter uns kommt die „Manta“ in die Flussmündung. Die Finnen wollten offenbar auch den günstigen Wind aus nördlichen Richtungen nutzen und sind wohl kurz nach uns los. Aber sie ankern nicht, wie von der Präfektur vorgegeben neben uns, sondern laufen durch bis zur Gipsy Werft und machen neben einem anderen Segler fest.
Nach einigem hin und her mit der Präfektur bekommen wir dann doch auch einen Platz am Pier zugewiesen. Wir dürfen neben der Yamana, einem Schlepper festmachen. Der „Marinero“ Enrique des Schleppers steht schon bereit uns zu begrüßen und unsere Festmacher entgegen zu nehmen. Und auch sonst stellt sich heraus, dass er sehr hilfsbereit ist. Später dürfen wir uns in sein Gästebuch eintragen. Offenbar machen hier regelmäßig Segler fest auf ihrem Weg nach Süden.
In Puerto Deseado werden wir uns nur mit frischen Obst und Gemüse versorgen, kommen aber auch hier nicht um die Aktionen mit der Präfektur herum. Die Stadt selbst ist kaum sehenswert und ähnelt eher einer amerikanischen Wüstenstadt. Breite Straßen, die aus dem Nichts kommen und ins Nichts gehen. Der Ort hat aber scheinbar einen ganz eigenen Rhythmus. Die Geschäfte öffnen nachmittags noch einmal von 17 h bis 2 h morgens! Und wir sehen überwiegend junge Menschen und Kinder. Für unsere Einkäufe müssen wir feststellen, dass nicht alles, was wir uns vorstellen, zu bekommen ist oder die Qualität so schlecht ist, so dass es sich an Bord nicht halten wird. Als wir zum Schlepper zurückkommen, steht uns ein kleiner Schock bevor. Ebbe. Schlepper und PACIFICO liegen fast 5 m tiefer. Das heißt mit den Einkäufen 7 – 8 m eine schmale Eisenleiter senkrecht an der Kaimauer herunter. Mit den Einkäufen hilft uns der Enrique. Und dann überwindet auch Hilde ihre Höhenangst und schafft den Abstieg.
Am Donnerstagnachmittag um 15.30 h laufen wir aus Richtung Isla de dos Estados, Feuerland, wohl wissend, dass der Wind nicht optimal sein wird.
Am Samstagmorgen kommen dann noch schlechte Nachrichten aus dem Kompetenzzentrum Hamburg: ein Tief rollt auf uns zu – Windstärken bis 7 Beaufort. und Wellen bis 4 m Höhe. Wir suchen nach Schutzmöglichkeiten entlang der 150 Meilen entfernten Küste, finden jedoch keine wirklich geeigneten Häfen oder Ankerbuchten. Aber die Winde unter der Küste sollen moderater sein. Wir ändern den Kurs und laufen auf die Magellanstraße zu, um sie am Sonntagnachmittag zu erreichen. Aber moderat heißt trotzdem bis zu 7 Windstärken, nur weniger Welle. Bis wir am Dienstag, wie von Hermann dann geplant, um 10.00 h morgens unser Ziel erreichen, haben wir so ziemlich jedes Wetter durch – von Sonne bis Regen, von Flaute bis Windböen um die 40 Knoten. Und kalt ist es geworden. Luft 8°, Wasser nur noch 9°.
Wir laufen heute Morgen um 10.00 h in den Puerto Hoppner ein und ankern in der hintersten Ecke hinter einer kleinen Insel, ganz windgeschützt neben einem belgischen und einem holländischen Segler. Die Zufahrt in die hintere Bucht beträgt bei Ebbe 10m Breite. Unsere Pacifico misst schon etwas über 4m.!! Eine wunderschöne Bucht, umrahmt von hohen Bergen, auf denen teilweise noch Schnee liegt. Man könnte meine, man ist auf einem Bergsee in den Alpen. Traumhaft schön. Die ganze Insel ist übrigens unbewohnt und steht unter Naturschutz. Der Name „Puerto“ wirkt da schon etwas irreführend, wenn man damit menschliche Ansiedelungen verbindet. Wir sind von diesem Fleckchen Erde begeistert.
Was macht man außer segeln auf so einer Tour? Manchmal diskutiert man(n) und frau. Albatrosse. Sind Albatrosse Möwen????!!!! Wir einigen uns nach einigem hin und her. Alles, was über dem Wasser fliegt, sind Möwen. Da braucht man dann nicht lange überlegen. Und die Albatrosse, die uns seit Mar del Plata immer wieder begleiten, sind also Möwen. Nur Pinguine sind keine Möwen, weil die fliegen ja nicht und sind deshalb Pinguine. Alles klar?
Auch sehen wir jetzt mehrmals am Tag Delphine, die neben unserem Schiff auftauchen. Es ist immer wieder ein Erlebnis. Besonders wenn, wie am Samstag, das Meer klar und himmelblau ist und die Delphine aus den Wellen springen und größere Gruppen unseren Bug umspielen, immer wieder aus dem Wasser springend.