Es ist wirklich wunderschön hier. Fast den ganzen restlichen Tag scheint die Sonne und es ist windstill, aber die Luft ist kalt mit 8°, dass Wasser hat nur noch 9° hier. Obwohl hier jetzt Spätsommer ist, liegt in den Senken der Berge an einigen Stellen noch Schnee. Das Wasser der Caleta ist so still, dass sich die umliegenden Berge sich darin spiegeln. Es
scheint, als wäre man auf einem Bergsee in den Alpen und doch ist es Feuerland, Argentinien, nicht mehr weit bis Kap Horn. Anders als in Patagonien sind hier die Berge grün und dicht bewachsen. Wir sehen und hören nur wenige Tiere, meist Vögel und Pinguine. Abends tauchen direkt neben dem PACIFICO zwei Seelöwen auf, sehen uns und verschwinden wieder. Möglicherweise haben wir Ihren Lieblingsplatz belegt? Es liegen riesige Steine im Wasser, die erst bei Ebbe sichtbar werden, dicht bewachsen mit Miesmuscheln. Leider können wir sie nicht ernten und essen, da die Muscheln hier krank (marea roja) sind und eine vergifte Muschel zu essen endet unweigerlich tödlich. Unser holländischer Nachbar versucht sein Glück mit den riesigen Krabben dieser Caleta. Hat auch zweimal eine an der Angel, bekommt sie aber nicht aus dem Wasser. Er war dann doch etwas enttäuscht über seinen Misserfolg und dass es mit dem delikaten Abendessen nicht klappt. Wir dürfen noch den Mittwoch im Sonnenschein genießen. Drei Decksfenster werden ausgebaut und neu eingebaut, da das überkommende Wasser hier eingedrungen ist. Wir sind erstaunt, als wir bei den ausgebauten Fenstern sehen, dass diese seitens der Werft fast ohne Abdichtung eingebaut worden waren. Eine Schwachstelle die jetzt behoben ist. Auch die Deckslüfter lassen überkommendes Wasser durch. Trotz Abdeckkappen. Ein Problem, dass wir noch lösen müssen. Genauso, wie der Generator, der nicht richtig laufen will und dem Außenbordmotor. Hier sieht es allerdings so aus, nachdem der Vergaser als mögliches Problem ausgeschlossen ist, als wenn es an dem ölhaltigen Benzin aus Brasilien liegt. Hoffen wir mal!
Und wie von Unserem Kompetenz-Center in Hamburg angekündigt kommt dann richtig schlechtes Wetter, mit so viel Wind, dass sich selbst in der windgeschützten Caleta die Boote auf die Seite neigen. Kein Gedanke an eine Weiterreise. In der Straße Le Maire, durch die wir müssen um in den Beagle Kanal zu kommen, sollen die Wellen bis vier Meter hoch sein. Wir nutzen das schlechte Wetter um die Weiterreise durch die chilenischen Kanäle zu planen, die wir im Einzelnen aufgeben müssen, um die Zarpe in Port Williams bei der Präfektur zu beantragen.
Außerdem entwickelt sich ein nachbarschaftliches Verhältnis zu den anderen beiden Booten. Wir haben jeden Tag Besuch. Erfahren viel Neues und spannende Geschichten und haben Spaß. Social Life in Puerto Hoppner.
Am Freitagabend findet ein letztes Zusammentreffen statt. Wir gleichen die Informationen zum Wetter ab und wann die Gezeit am günstigsten ist, um hier die schmale Ausfahrt nehmen zu können und auch zwei Stunden vor Hochwasser an der le Maire Street zu sein, damit wir nicht Wind und Tidenstrom gegen uns haben.
Als wir drei am Samstag gegen 13.00 h dann Auslaufen sieht auch zunächst alles gut aus. Um die rund 100 sm zur Bahia Relegada zu erreichen, unserem vereinbarten neuen Treffpunkt, wollen wir die Nacht durchfahren. Kurz vor Erreichen des Beagle Kanals wird es dann richtig kabbelig. Eine Stunde früher los wäre doch besser gewesen. Aber es bleibt windig. Unter Land ist der Nordwind- West-Wind dann merklich erträglich, auch weniger Welle und Strömung. Und dann geht es am Morgen richtig los. Mit 45 Knoten Wind. Um diese Zeit verlieren wir auch den letzten Sichtkontakt zu den anderen, die weiter südlich und nicht so dicht unter Land segeln. Wir brauchen für die Strecke mehr als 28 Stunden, bevor wir letztendlich wohlbehalten und ohne Schäden in der Bahia Relegada ankommen.
Der Wind hat etwas nachgelassen. In der Bahia, umgeben von einer grünen und bewaldeten Landschaft mit rauen Bergen im Hintergrund, ist es warm. 16° sind nach Temperaturen in Puerto Hoppner mehr als angenehm, zumal wir ja ohne Heizung sind. Fast ohne Heizung. Hermann hat einen kleinen Heizlüfter aktiviert, der auf der ECO Stufe wenig genug braucht um über den Bordstrom laufen zu können. Beim Abendessen im Cockpit fühlen wir uns wie Naturreservat, beobachten die Tiere, schauen aber auch immer wieder erwartungsvoll nach Süden, ob die anderen auch bald kommen.
Die AdiejeWah trifft vier Stunden später, noch bei Tageslicht ein. Nicht ganz unbeschadet, wie wir dann erfahren. Das Großsegel ist eingerissen und an der Ankervorrichtung ist etwas verbogen, so dass die Kette nicht ohne Hilfe rausläuft. Die Perluoit wird nicht mehr kommen und hat anderswo Schutz gesucht. Wir denken, wir werden sie dann in Ushuaia wiedersehen.
Am nächsten Morgen sitzen wir bei 3° im Cockpit und frühstücken. Der Wind hatte am Abend vorher innerhalb weniger Minuten um 180° auf Süd-Ost gedreht und kalte Luft gebracht. Und Schnee! Die Berge rundherum sind jetzt bis zur Baumgrenze eingeschneit, ein traumhaft schönes Bild, dass uns bis Ushuaia begleiten wird.