Am Sonntagmorgen haben wir in Port Montt alles erledigt, was wir erledigen wollten. Auf die Reparatur der Heizung haben wir verzichtet, da wir hier ohnehin keine Ersatzteile bekommen hätten und außerdem – wir werden ja zukünftig in Regionen unterwegs sein, die wärmer sein sollen. Nun fehlt lediglich noch, den Dieseltank und die Kanister wieder
auf zu füllen. Wer weiß, wie die Situation diesbezüglich in der Südsee sein wird? Das heißt aber auch, dass wir die über 8.000 Meilen bis Neuseeland, sparsam sein müssen. Von Buenos Aires bis Port Montt haben wir dann seit Beginn der Reise rund 1.000 Liter Diesel verbraucht. Zukünftig werden wir uns überlegen müssen, ob wir während einer Flaute den Motor anschmeißen oder den Tag, Tag sein lassen und auf besseren Wind warten. Vollgetankt geht es gegen Mittag Richtung Pazifik. Es ist wunderbares Segelwetter. Wir blicken zurück auf die Woche Port Montt und stellen fest, dass wir kaum Bilder gemacht haben. Die Stadt hatte wenig Ausstrahlung und reizvolles für uns. Die Marina del Sur war fast ausschließlich mit großen Luxusbooten belegt, wie Oeyster, X-Yachten, große Motorjachten, fast alle im Millionenbereich und stand damit aber im krassen Gegensatz zum Stadtbild. Um den Pazifik zu erreichen, müssen wir durch den letzten Kanal unserer Reise in Chile, den Kanal Chacao. Und der hat er noch einmal richtig in sich. Bei stärkerem Westwind sollen sich hier die Wellen meterhoch auftürmen. Die Gezeitenströmung ist in der Karte mit 6 – 9 Knoten angegeben. Es ist also für uns nur möglich mit eintretendem Ebbstrom den Kanal zu durchfahren. Als wir den Anfang der Kanaldurchfahrt erreichen, sind wir schon sehr spät dran. Wir haben nur noch drei Stunden Licht und vier Stunden bis zur nächsten Ebbe. Die Alternative wäre vor Anker zu gehen und nachts um 3.00 h durch den Kanal zu fahren. Dann würden wir aber von der Landschaft links und rechts gar nichts zu sehen bekommen. Wir entscheiden uns, das letzte Licht des Tages zu nutzen. Am Ende des Kanals wollen wir dann vor Anker gehen und dort die Nacht verbringen, bevor es weiter geht in den Pazifik. Und es lohnt sich. Begleitet von Pelikanen und Albatrossen, zieht uns der Ebbstrom durch den Kanal. PACIFICO macht unter Motor fast 11 Knoten, drei Knoten weniger, als wir uns erhofft haben. Deshalb ist es bereits Nacht, als wir auf den Leuchtturm der Estero Chaular zu laufen, einer kleinen geschützten Bucht am nördlichsten Zipfel der Insel Chiloe und der Letzten Möglichkeit für uns vor dem Pazifik zu ankern. Es ist das erste Mal, seit Buenos Aires, dass wir im Dunkeln vor Anker gehen. Mit Hilfe des Plotters und Radars finden wir die schmale Zufahrt zur Bucht und lassen immer wieder das Licht unseres Scheinwerfers über das Wasser wandern, um nicht direkt in eine Fischfarm hinein zu fahren, deren Bojen kaum auszumachen sind. Es geht alles gut und wir verbringen hier eine letzte ruhige Nacht, in der wir das schon von weitem die Brandung des Pazifiks hören. Wenige Tage später werden wir die folgenden Nachrichten per Mail erhalten. Kompetenz-Centrum Hamburg Hallo, Hilde/Hermann, gut das Ihr Weg seid, der Calbuco ist ausgebrochen, wenn Ihr Euch umdreht seht Ihr die Wolke bis 300 km hoch. Puerto Montt hat Ausgangssperre, andere Städte sind evakuiert. Gute Reise Der Calbuco ist 50km von Puerto Montt entfernt. Letzter Ausbruch war 1962, dabei wurde 20prozent der Stadt zerstört. Alle Orte im Umkreis von 30 km wurden heute evakuiert. Wegen des Ascheregens ist in p. Montt Ausgangssperre. Da die Aschesäule bis 300 km hoch ist, fürchtet man, dass die Säule in sich zusammenbricht und pyroplastische Lawinen daraus werden. Flughäfen in Süd-Chile wurden geschlossen. Auch Argentinien soll betroffen sein. Werde weiter berichten. Puerto Montt, immer noch Chaos, Armee hilft beim Aufräumen, viele Häusers sind durch das Gewicht der Asche eingestürzt. Gut das ihr schon abgesegelt wart!!!