Im Sonnenschein gehen wir nachmittags um 3.00 h in der Bucht von Hakahau vor der Insel Ua-Pou vor Anker. Hier sehen wir auch den „sportlichen“ jungen Segler mit seinem 8-m-Boot aus Alaska wieder und zum Wochenende wird auch die SODRIC hier eintreffen, die wir in Atuona kennen gelernt haben.
Der Ort ist weitläufig, wie wir es bereits von den anderen Inseln kennen, bietet relativ gute Einkaufsmöglichkeiten, öffentliches Internet im Kulturzentrum. Die Yachties treffen sich zum Mittagessen im Restaurant des Kulturzentrums, wo das Essen sehr günstig angeboten wird. Schon für rund 5 Euro kann man sich am Büffet den Teller mit Reis, Gulasch, rohem Fischsalat, Bananen und Salat füllen. Eine Tüte voller Pfannkuchen-Gebäck kostet rund 2 Euro. Morgens gehen wir zur Boulangerie, um Kaffee zu trinken, leckere Croissants zu essen und zum „internetten“, denn auch hier gibt es kostenloses WiFi.
Die Bucht ist sandig und hat einen Badestrand, an dem nachmittags vor allem die Kinder im Wasser spielen und schwimmen. Auch hier gibt es, wie in Atuona, am Hafen einen Ruderclub. Jeden Morgen beobachten wir, wie ein Großvater seinen Enkelsohn trainiert. Das Training beginnt mit Gymnastik und über den Strand spurten. Dann rudert der Kleine eine Runde um die vor Anker liegenden Segelboote. Danach wird das Paddel getauscht, dass wahrscheinlich dann ein anderes Gewicht hat, und er dreht und lauten Zurufen seines Großvaters weitere Runden um die Segelboote. Zwischendurch darf er um etwas zu essen und zu trinken an Land, bevor er dann weitere Runden um uns dreht. Abgeschlossen wird das Training mit einem Stretching am Strand. Na, wenn sich aus so einem intensiven Training nicht der nächste Champignon entwickelt.
Am Freitag starten dann die Juli-Feierlichkeiten. Der Festplatz liegt hinter Kirche und Krankenhaus, gut zehn Minuten zu Fuß vom Strand. Das Programm hängt auf einem Zettel neben der Post aus, so dass wir uns über den geplanten Ablauf von Freitag bis Sonntag informieren können und jeweils rechtzeitig vor Ort sind. Wir sind also pünktlich um 17.00 h dort und wundern uns, wie wenig Menschen dort sind. Zumindest gibt es schon Musik. Die sieben Cabanas, in denen Speisen und Getränke angeboten werden, sind ebenfalls noch geschlossen. Die offizielle Eröffnung ist noch nicht erfolgt, wie wir erfahren. Man wartet auf das Erscheinen der Offiziellen. Also Bürgermeister, Kommandant der Gendarmerie, Festkomitee, Priester und wer da sonst noch so dazu gehört. Vorher passiert hier gar nichts. Nur die Musiker, die dürfen schon spielen.
Es dauert noch eineinhalb Stunden, bis langsam Bewegung auf den Platz kommt. Der le Maire (Bürgermeister) spricht einladende Worte und es wird zur Eröffnung ein Blumenband durchgeschnitten. Bei der dann folgenden wortreichen Eröffnung werden auch die anwesenden Yachties sehr herzlich begrüßt. Überhaupt gibt man uns das Gefühl, sehr willkommen zu sein. Später spricht uns der Bürgermeister sogar noch persönlich an und als wir ihn in einer der Cabanas dann noch einmal sehen, lädt er uns zu sich an den Tisch ein. Für uns die Gelegenheit so weiniges zu fragen und zu erfahren.
Noch vor 200 Jahren haben auf den Marquesas rund 80.000 Menschen in den Wäldern gelebt, bevor die Franzosen kamen. Die Polynesier lernten statt in den Wäldern zu leben, ihre Dörfer in den Buchten am Meer zu bauen und dort zu siedeln. Heute leben auf den Marquesas nur noch rund 8.000 bis 9.000 Menschen. Das gibt uns doch sehr zu denken.
Das Monatseinkommen soll durchschnittlich bei 1.000 Euro liegen. Alle, die ein Auto haben, also in der Regel einen Pick-up, verdienen zumindest 1.500 bis 2.000 Euro, sonst würde ihnen die Bank keinen Kredit für das Auto geben. Das Auto wird dann innerhalb von sechs bis sieben Jahren abbezahlt.
Für 1 Kilo Cobra erster Qualität verdient man rund 140 CFP (ca. 1,20 bis 1,40 Euro), mindere Qualität zwischen 70 bis 120 CFP. Die Ernte wird per Schiff nach Papeete gebracht. Das gilt übrigens auch für Früchte und Kunsthandwerk. Alles, was auf den Inseln nicht direkt verkauft werden kann, geht per Frachtschiff nach Papeete und wird dort weiterverkauft.
Nach der allgemeinen Begrüßung und einer weiteren Programmverzögerung, dürfen wir eine männliche Tanzgruppe erleben. Sie sind gekleidet in traditionelle Bastkostüme, tätowiert und zusätzlich auch finster bemalt, ausgerüstet mit Lanzen und Stöcken. Der Auftritt der jungen Männer vermittelt dann schon etwas sehr Ausdrucksstarkes, ist sehr stimmgewaltig laut, ausdrucksvoll in den Bewegungen. Auch wenn uns die eigentliche Bedeutung des Tanzes nicht bekannt ist, scheint es um Hierarchien gehen, um männliche Stärk, möglicherweise Sexualität und um die Jagd. Dieser Tanz steht im krassen Gegensatz zu den sanften musikalischen Klängen und den dazu hüftschwingenden Südseemädchen, die wir schon kennen und auch an diesem Abend noch erleben.
Am Sonntag haben wir genug gesehen von den Juli-Feierlichkeiten. Wir sind lange genug in Hakahau gewesen und wollen nun weiter zur nächsten Bucht auf Ua-Pou. Sie soll sehr schön sein, kurz hinter dem Flugplatz, wenn auch ohne Sandstrand, dafür mit einem netten kleinen Dorf. Die Bucht Hakatao ist dann auch noch relativ ungeschützt und der Schwell des Pacifics hält das Wasser in Bewegung, sodass wir es auch hier mit zwei Ankern versuchen. Doch der Heckanker hält nicht. Am nächsten Morgen liegen wir kaum noch 40 m von der Hafenklippe entfernt. Eindeutig zu nah. Wir ankern um. Es ist jetzt ja auch Platz genug vorhanden, da die SODRIC, die Rose of Jericho und ein weiteres Boot aus Neuseeland die Bucht wieder verlassen haben und wir als einzige zurückbleiben.
Uns gefällt es hier sehr gut. Die Cabana am Strand ist den ganzen Juli geöffnet und wird von der Familie des örtlichen Kaufmanns betrieben. Der Kaffee wird hier frisch aufgebrüht, die Pommes sind knackig, das Steak ist so, wie wir es mögen, das Bier ist kalt und schmeckt.
Am Sonntag hatten wir uns nach frischen Obst erkundigt, dass dort in Mengen auf dem Platz vor der Cabana verpackt wurde. Nichts davon stand zum Verkauf. Allein 8 t Pampelmusen waren für Papeete bestimmt und sollten bis Montag zum Fracht-Kreuzschiff Aranui in Hakahau geliefert werden. Ebenso Kopra, Bananen, Limonen und was ansonsten so im Tal geerntet wurde. Wir sollten in ein paar Wochen noch einmal nachfragen, bekommen wir als gestresste Antwort. Auf unserem ersten Gang durch das Dorf fragen wir einfach bei anderen Dorfbewohnern einmal nach Obst. Und wir haben Glücke bei Iopa. Er wird uns am Mittwoch einen Sack Pampelmusen, jeweils eine Kiste Papaya, Mangos und Limetten sowie eine Bananenstaude liefern. Gar kein Problem. Und wir haben dann erst einmal genügend Obst für unsere Reise zu den Tuamotus, wo nicht damit zu rechnen ist, dass es etwas Anderes als Fisch und Kokosnüsse frisch geben wird.
In Hakatao ist Vaavaa der einzige der Tikis herstellt, also Holzkunstarbeiten macht. Nachdem wir ihn am Sonntag zu Hause nicht antreffen, sagt man uns, er sei in der Cabana am Strand. Wir verabreden uns mit ihm für den nächsten Morgen um 9.00 h in seinem Haus. Mal schauen, was er an Holzkunstwerken anzubieten hat und wir möchten ihm ein Muster von einer Schmuck-Schale zeigen. Möglicherweise kann er für etwas Ähnliches herstellen. Er kann. Von unser runden Muster-Schale sind er und auch seine Frau sehr angetan. Bis Mittwochabend will er zwei solcher Schalen für uns herstellen. Ob das etwas wird, da sind wir wirklich gespannt. Denn, wie gesagt, die Schalen, wie wir sie möchten sind rund! Und sie sollen einen passenden runden Deckel haben. Vaavaa hat aber keine entsprechenden Maschinen, um etwas rund drechseln und zu drehen. Ob er das wirklich hinbekommt? Vorsichtshalber vereinbaren für den Dienstag einen weiteren Termin, damit wir uns ansehen können, wie weit er bis dahin mit der Auftragsarbeit gekommen ist. Also marschieren wir am Dienstag ein weiteres Mal zu seinem Haus, überqueren die kleine Brücke über den Bach, wenden uns nach rechts und am Mangobaum links die Straße, die zu seinem Haus führt. Nicht, dass es hier nur den einen Mangobaum gibt. Ganz stolz zeigt uns Vaavaa ein Holzstück, aus dem er die zweite Schale fertigen wird. Und dann stellt er die erste, schon fast fertige, Schale hin, schaut gespannt auf unsere Gesichter und unsere Reaktionen. Er strahlt, als wir wirklich begeistert sind, über das schöne Stück, dass da vor uns steht. Sie ist etwas grösser geworden, als unsere Schale und hat noch nicht das geschnitzte Muster. Aber sie ist schon sehr schön und auch der Deckel liegt gut und passend auf. Jetzt sind wir sicher, dass wir am Mittwoch die bestellten Schalen bekommen und nicht enttäuscht sein werden.
Ganz am Ende des Tals, gut eine Stunde Fußmarsch vom Strand, hat sich ein Deutscher niedergelassen. Er muss wohl ziemlich bekannt sein, denn jeder weißt uns darauf hin, dass Manfred oben im Tal wohnt, dort Kakao anpflanzt und Schokolade macht. Der relativ neue gepflegte Weg, den wir nehmen, um zu einem als sehenswert benannten Wasserfall zu kommen, endet dann auch vor seiner gepflegten Grundstücksauffahrt, die man bitte nicht befahren und den ausgewiesenen Parkplatz nutzen möchte. Irgendwie hatten wir eher ein Haus mit Blick über das Meer als erstrebenswert betrachtet, als ein Haus im Dschungel, wo es von Nono nur so wimmelt. Aber jedem das Seine. Wir kehren um und entdecken ein wenig abseits vom Weg dann doch noch den kleinen Wasserfall, idyllisch unter dichtem Grün mit kleinen Wasserbecken unter den einzelnen Stufen.
Von Vaavaa erfahren wir, als wir danach fragen, dass seine Familie gemeinschaftlich, unteilbar und nicht zu veräußern, 11 ha Land besitzt. Die Bewirtschaftung und die Ernte gehört der Familie. Ein Haus darf ein Familienmitglied nur darauf bauen, wenn alle Familienmitglieder zustimmen. So ist die ganze Insel überwiegend im Besitz der vielen Familien. Vaavaa ist 46 Jahre, verheiratet, hat einen Sohn und ist hauptberuflich wohl so etwas wie ein Bauarbeiter mit Leitungsfunktion. Neben seiner Beteiligung am Familienbesitz hat er inzwischen drei weitere Grundstücke und zwei Häusers erworben. Die gehören dann nur ihm und nicht der Großfamilie.
Interessant finden wir auch das Gespräch, dass wir mit einem Lehrer führen. Die Kinder der Insel Ua-Pou (2.300 Einwohner) gehen in die Internatsschule in Hakahau und sind nur am Wochenende und den Ferien zu Hause. Die Schulklassen sind zusammengefasst in die erste bis fünfte Klasse und sechste bis achte Klasse, wenn wir es richtig verstanden haben. Danach gibt es die Möglichkeit auf das College, ebenfalls in Hakahau, zu gehen. Alle weiter führenden Schulen und die Universität sind dann in Papeete und die Jugendlichen müssen dann die Insel verlassen und kommen nur noch alle drei Monate nach Hause.
Am Donnerstagmorgen gehen wir noch einmal an Land für einen letzten Besuch in der kleinen Cabana, bevor wir mittags aufbrechen nach den Tuamotus. Es ist unser letzter Landgang auf die Marquesas nach fünf Wochen, die wir hier auf den Inseln verbracht haben. Wir haben hier viel gesehen und erlebt. Die Tuamotus werden ganz anders sein, schon aufgrund ihrer terrestrischen Lage und Struktur.
Zwei Fischer sitzen in der Cabana beim vormittäglichen Bier und wir setzen uns zu ihnen. Der eine der beiden ist recht gesprächig, fragt uns, woher wir kommen und wohin wir wollen. Und dann geht es um die Themen Fische in der Bucht, unsere Angelerfolge und das Fischen allgemein. Bei einigem von dem, was uns da so erzählt wird, fragen wir uns hinterher schmunzelnd, was denn da so stimmt:
„Im Juli, also jetzt, kommen schon einmal Orkas in die Bucht um Mantas zu jagen.“ und „Plastikboote sind zum Fischen nicht so gut, weil da beißen die Haie Löchern hinein. Boote aus hartem Manga-Holz sind viel besser, denn da würden die Zähne der Haie abbrechen, wenn sie reinbeißen, und im Holz stecken bleiben!“ und zum Thema „ciguatera“ „man erkennt, ob ein Fisch krank ist, wenn man ihn kurz vor der Schwanzflosse einschneidet und ihn dann durchbricht. Kommt dann Blut, ist er krank.“ oder “ das erkennt man an den Filets, wenn man sie aufhängt. Werden sie kleiner, ist der Fisch gesund, werden sie länger ist der Fisch krank.“ Ist doch alles ganz einfach, wozu braucht es da noch Wissenschaft.