Tuamotus – ab ins Aquarium vom 17.7. bis 28.7.2015

Wir besuchen nach Raroia noch die Inseln Makemo, Tahanea, Kauehi, Toau und Apataki. Für den Wechsel von einer Insel zur nächsten nutzen wir die Nächte, um dann früh morgens beim ersten Gezeitenwechsel anzukommen. In der Regel müssen wir allerdings nachts die Fahrt bremsen, um nicht zu früh anzukommen. Auch der Sonnenstand ist beider Fahrt durch die Lagunen wichtig, wie wir so einige Male erleben. Die „Brownies“ sind unter der spiegelnden Wasseroberfläche im Gegenlicht der Sonne leicht zu übersehen.

Grundsätzlich sind sich die Inseln natürlich ähnlich. Die Einfahrt in die Lagunen haben es durchweg in sich. Die einzige Ausnahme bildet Toau. Hier können wir tidenunabhänigig in einer „toten“ Passage ankern, also einer Bucht ohne wirklichen Zugang zur Lagune. Ansonsten bilden sich bis kurz vor Gezeitenstillstand heftige Strudel mit teilweise meterhohen Wellen vor und innerhalb der Passagen, die eine Kontrolle über das Ruder mehr als schwierig machen. Insgesamt leben auf den Inseln sehr wenige Menschen und diese überwiegend in sehr einfachen Verhältnissen. Klar, denn es gibt nur wenig Erwerbsmöglichkeiten. Einige Inseln haben Schifffahrtszuwegungen und/oder Air-Strips. Es werden eher eigene Schnellboote mit großen Außenbordern für den Kontakt zu den anderen Inseln benutzt. Hotels, Pensionen und Restaurants sind Raritäten. Doch jede dieser Inseln hat ihren ganz eigenen Reiz.

Makemo

Das Dorf liegt direkt an der Passage und wirkt mit teilweise schon einmal doppelstöckigen Häusern und dem Kirchturm fast wie eine kleine Stadt. In den letzten noch möglichen zehn Minuten durchqueren wir die Passage, bevor sie zum schäumenden Strom wird. Danach nehmen wir den kürzesten Weg zum Pier, der sich lang und Schutz bietend in die Lagune erstreckt. Es liegen hier bereits zwei Boote vor Anker und zwei weitere haben auch direkt am Pier festgemacht. Also legen wir auch am Pier, direkt neben einem Kat, an. Das Wasser ist hier so klar und sauber, dass man jede einzelne Muschel auf dem Lagunengrund erkennen kann. Es ist Freitagmorgen und wir haben zur Abwechslung einmal Appetit auf ein frisch gebackenes Baguette zum Frühstück. Der Landgang ist Gelegenheit auch gleich mal wieder unseren Müll zu entsorgen und uns über die Gegebenheiten und Wochenendveranstaltungen zu informieren. Baguette gibt es scheinbar nur gegen Vorbestellung, also bestellen wir und können es um 8.30 h abholen. Wir hätten wohl auch gleich für den nächsten Tag mit bestellen sollen, denn als wir am Samstag wiederkommen, gibt es zur gleichen Zeit nur noch ein paar Croissants. Die sind aber auch sehr lecker.

Obwohl wir eigentlich nichts brauchen, sehen wir uns gleich noch den örtlichen Supermarkt an. Das Angebot ist relativ gut. Hilde ersteht ein paar neue Badeschuhe, ein Paar von zweien, die hier angeboten werden. Die nächste Insel Tahanea soll hauptsächlich Korallenstrände haben und ohne entsprechende Schuhe kann es dort sehr unangenehm werden.

Am Hafen sind für die Juli-Feierlichkeiten Cabanas aufgebaut. Das Angebot ist dem auf Ua-Pou sehr ähnlich. Auch hier ist alles mit Palmwedeln und Blumen dekoriert. Mit den großen Palmenwedeln lässt sich jede unansehnliche Wand und jeder Pfeiler hübsch verkleiden. In den Cabanas hängen häufig auch große Tücher wie Bilder an den Wänden. Es sind meist bunt bedruckte Tücher, die auch als Tischdecken verwendet oder für alles Mögliche andere benutzt werden, wie beispielweise als Verpackung. Den gleichen Zweck erfüllen auch Paréos, die universellen Kleidungsstücke, die hier von den Frauen und auch von den Männern getragen werden. Morgens werden in der Sporthalle (Dach auf Pfeilern) Spiele für die Kinder veranstaltet und es gibt den ganzen Tag über Musik bis in die Nacht hinein. Eine Gelegenheit, die Küche auf PACIFICO mal kalt zu lassen und hier zu Mittag zu essen. Auch am Abend kommen wir noch einmal wieder, denn mittags hat uns der Wirt frische Langusten für das Abendessen angeboten. Das Bier zum Essen gibt es umsonst, da hier kein Bier verkauft werden darf. Wir gleichen das über ein Trinkgeld aus, wobei wir auch hier, wie bereits auf den Marquesas, feststellen, dass Trinkgelder wohl eher unüblich sind. Man möchte uns das zusätzliche Geld immer zurückgeben, weil es doch zu viel ist.

Es gibt hier auf Makemo auch erstmals wieder eine gute Internetverbindung. Wir können uns hier direkt von Bord über „Manaspot“ anmelden, mit Familie und Freunden telefonieren, online Kontakte pflegen, berichten und Bilder hochladen. Ein Grund, einen Tag länger zu bleiben.

Tahanea

Die Insel wird in unseren Büchern wegen der scharfen Korallenstrände als verlassen beschrieben. Als wir in die Lagune einlaufen, sehen wir an einer weiteren Passage jedoch noch relativ gepflegte Häuser stehen. Diese werden scheinbar regelmäßig benutzt, auch wenn zur Zeit niemand vor Ort ist. Es ist heute ziemlich windig und es bläst schon mal mit über 20 Knoten aus östlicher Richtung. Bei der ersten Möglichkeit gehen wir vor Anker, um erst einmal zu frühstücken und dann warten wir darauf, dass die Sonne hochkommt. Der Ankerplatz ist jedoch bei den Windverhältnissen definitiv zu ungemütlich. Also segeln wir nach dem Frühstück weiter nach Osten, um vor einem möglichst großen Motu (bewachsenes Inselchen) Schutz zu suchen. Über AIS haben wir hier bereits in der Nacht sehen können, dass mindestens ein Kat ebenfalls im Osten der Lagune vor Anker liegt. Beim näher kommen sehen wir dann drei Boote, die hier bereits im Schutz der Motus liegen und gesellen uns dazu. Es ist mehr als genug Platz hier. Die Boote ankern im weiten Abstand voneinander, so weit, dass wir schon fast das Fernglas benutzen müssen, um erkennen zu können, wie viele Personen bei den anderen an Bord sind.

Bei unserem Landgang stellen wir dann fest, dass das Ufer wirklich „unbequem“ ist. Es gibt keinen eigentlichen Strand, sondern wir schwimmen direkt an eine etwa 40 cm aus dem flachen Wasser ragende scharfkantige Klippe, die fast die ganze Lagune umgibt, und klettern an Land. Dort ist es übersäet mit Steinen, versteinerten Meerespflanzen und Korallen und es gibt kaum sandigen Boden. Ohne Schuhe kann man hier gar nicht gehen und Hilde freut sich über die neuen Badeschuhe. Am Ende unseres Erkundungsganges stellt sich heraus, dass das Material der Schuhe wohl, auch wenn es optisch nicht diesen Eindruck machte, schon älteren Datums ist. Beim Ausziehen hat Hilde zunächst ein Stück der Sohle in der Hand. Bei weiterer Betrachtung des Schadens lösen sich die Sohlen einfach auf und fallen auseinander. Upps! Umtausch in Makemo?

Auch wenn es zum Spazieren gehen es auf Tahanea nicht so toll ist, bietet sich doch eine wunderbare Gelegenheit zum Schnorcheln. Große und kleine Fische sind hier zwischen den Klippen, großen Steinen und Korallen unterwegs. Sie schillern blau, grün und gelb, einige sind ganz schwarz, kleine silbrige Fischlein, alle zum Greifen nah. Wir sehen unsere erste Moräne, die aus ihrer Höhle heraus auf Beute lauert. Muscheln, eingewachsen und geschützt vom Meeresgestein, die sich bei der Berührung durch unsere Hand schnell schließen. Korallen mit zarten Verästelungen, wie kleine Bäume auf dem Meeresgrund. Eine ganz eigene und wunderbar reizvolle Welt unter Wasser.

Am nächsten Tag ankern wir noch einmal an einem anderen Riff der Lagune, das zwischen zwei Passagen liegt. Auch hier entdecken wir die fantastische Unterwasserwelt. ‚Na nu! Wer bist Du denn? Ach, du bist ein Hai!‘ bis wir das so realisiert haben, ist er dann auch schon gemächlich weiter geschwommen, der Schwarzspitzenhai. Die Moräne, die wir hier sehen, ist noch etwas grösser als die, die wir am Vortag gesehen haben. Sie ist ein Anblick, der bei uns ein etwas mulmiges Gefühl erzeugt. Haben Moränen doch so gar keinen guten Ruf. Als wir diese Situation berichten, bekommen wir zur Antwort „Ich hätte vor Schreck erst einmal einen Liter Salzwasser geschluckt!!!“  Eine Schildkröte unter Wasser, die leider abdreht und wegschwimmt, als sie uns entdeckt. Ein ganz bewegender Anblick. Unter einer Steinplatte ein großer dunkler Fischkopf, der im ersten Moment auch wie eine Moräne aussieht. Aber es ist nur ein großer Fisch, der uns aus seinem Versteck beobachtet und hofft, dass wir ihn nicht sehen. Und dann müssen wir auch schon zurück an Bord. Es wird Zeit, den Anker zu lichten, damit wir noch vor Sonnenuntergang und kurz vor Tidenstillstand aus der Lagune herauskommen. Am nächsten Morgen wollen wir in Kauehi sein.

Kauehi

Um zum Dorf der Insel zu gelangen, segeln wir den betonnten Weg einmal quer durch die Lagune. Wir wollen hier nach den Tahiti-Perlen fragen, für die wir uns interessieren. Vor dem Dorf ist das Wasser sehr flach und es liegen immer mal wieder große oder sehr große korallenbewachsene Steine in dem kaum zwei Meter tiefen Wasser. Die Tiefe ist für uns zum ankern ausreichend, nur die Steine machen es zum Problem. In Schlangenlinien, immer wieder einem größeren Stein ausweichend, tasten wir uns auf eine möglichst große Sandfläche zum ankern vor. Ruuuummmms!!!! Schon ist es passiert. „Gott sei Dank!“ sind wir so langsam gefahren, dass PACIFICO nur mit einer Schramme an Rumpf und Kiel davonkommt. Wir setzen zurück und starten einen neuen Versuch. Eine viertel Stunde später lassen wir den Anker in den sandigen Boden der im hellen türkis leuchtenden Lagune fallen. Die umschifften Steine liegen in sicherem Abstand zum Boot, so dass nichts mehr passieren kann.

Es ist ein Dorf mit einem kleinen Steg am öffentlichen Platz vor der Kirche, auf den ersten Blick gepflegten Häusern und Hütten und einer Baustelle am Ufer, auf der auch viele Baumaterialien lagern. Menschen sind kaum zu sehen.

Als wir an Land gehen wollen, stehen dort zwei Fischer mit einem großen Netz zwischen sich im Wasser. Sie bitten uns, ihnen mit PACIFICA doch auszuweichen, damit wir nicht samt unserem Dingi in ihrem Netz landen. Das in der Sonne liegende Dorf wirkt verschlafen. Im Hintergrund hört man das Rauschen der mächtigen Brandung des Pazifiks. Vor einem Garten bleiben wir stehen. Kinder spielen dort während einige Erwachsene, im Schatten sitzend, mit dem ausschälen der Kokosnüsse beschäftigt sind. Wir schauen ihnen einen Augenblick zu und fragen dann, ob es im Ort Perlen zu kaufen gibt. „Im Laden ist ein Mann. Der arbeitet auf einer Perlen-Farm.“ Hhmm. Der Laden liegt kaum fünf Minuten weiter an der Straße. Die zurückhaltende Polynesierin, bei der wir unser Eis am Stiel bezahlen, weiß nichts von Perlen. Die gibt es hier nicht. Ein Mann, der dabei ist Kokos zum Trocknen auszulegen, ist wesentlich entgegenkommender. Wir unterhalten uns eine Weile mit ihm, erfahren, dass die Menschen hier überwiegend von der Kopra Herstellung und vom Fischfang leben. Perlen werden eigentlich auf dieser Insel kaum gezüchtet. Wir sollten es aber bei einem Haus ein Stück die Straße entlang versuchen. Der Mann würde auf einer Perlenfarm arbeiten. Dort angekommen, heißt es, es sind Ferien. Niemand arbeitet in dieser Zeit. Na denn. Den Mann, der auf der Perlenfarm arbeitet, scheinen wir nicht zu finden. Doch wir werden schon zu unseren Perlen kommen. Wenn nicht hier, dann auf einer anderen Insel. Auf dem Rückweg halten wir noch einmal bei dem freundlichen Mann und fragen nach den etwa 10 cm großen Löchern, die hier überall im Boden sind. Woher die denn wohl kommen? „Von den Krabben“, ist die Antwort. Sie graben diese Löcher und leben hier relativ weit entfernt vom Strand, denn in knapp zwei Meter Tiefe finden sie unter der Erde wieder Meerwasser. Schon erstaunlich.

Wenig später lichten wir den Anker, um in den südlichen Bereich der Lagune zu fahren – ohne weitere Steine zu rammen. Das Mützen und Hüte fliegen können, haben wir ja zuletzt auf dem Pazifik erlebt. Diesmal erwischt es Hermanns Mütze, die von einer Windbö getragen, ihren Weg unversehens ins Wasser findet. Erfahren, wie wir mittlerweile sind, drehen wir kurz um. Etwas, dass ohne Segel unter Motor bei relativ ruhigen Wasser ja gar kein Problem ist. Die Mütze wird mit dem Kescher aus dem Wasser gefischt und fünf Minuten später sind wir schon wieder auf dem Weg. Und es gibt schließlich auch eine trockene Ersatzmütze für solche Fälle.

Schon von weitem sehen wir den weißen Sandstrand der Motus. Der dort bereits liegende englische Luxus-Segler lichtet seinen Anker noch während wir uns nach einem geeigneten Platz in Ufernähe umsehen. Und schon sind wir allein und ankern windgeschützt vor einem größeren Motu mit einer kleinen Fischerhütte darauf. Etwas weiter liegt ein Motu mit weniger schützenden Palmen, aber einer … ja, durch das Fernglas sieht es aus wie eine Strandbar! Meine Güte! Wer geht denn hier etwas trinken?! Das ist doch nicht möglich. Und bei näherer Erkundung stellen wir dann fest, dass es sich hierbei auch nur um eine verlassene Strandhütte handelt.

Zum Schnorcheln ist es hier weniger interessant, aber das Wasser ist zum Schwimmen wunderbar. Wir erkunden die Motus, die hier ineinander übergehen bis zu den Klippen, an denen die mit donnerrauschen heranrollenden Pazifik-Wellen meterhoch in weißer Gischt aufspritzen und immer wieder frisches Wasser in die Lagune spülen. Im Schatten der Bäume und Palmen bei der kleinen Fischerhütte stellen wir unseren Ton-Grill am Strand auf. Zum Mittagessen backen wir leckere brasilianische Fleischpasteten im heißen Öl. Beim anschließenden Spaziergang sammeln wir Muscheln und tragen dabei so unsere Differenzen mit den Krebsen aus. Die schönsten Muscheln sind von Einsiedlerkrebsen bewohnt, die mit einer „Räumungsklage“ überhaupt nicht einverstanden sind. Überhaupt, wenn man einen Moment stillsteht, sieht man, wie unendlich viele dieser kleinen und manchmal schon etwas größeren Krebse mit ihren Muscheln hier am Strand unterwegs sind. Die Muschelhäuser unterscheiden sich in Form, Farbe und Größe. Und wer kein passendes Häuschen abbekommen hat, nimmt auch mit einer kaputten Muschel vorlieb. Hauptsache sie bietet Schutz.

Bevor wir Kauehi verlassen, erkunden wir noch die „Strandbar“. So verlassen sie auch aussieht, ist sie doch relativ solide gebaut. Auf dem Motu wurden scheinbar auch Erdbewegungen vorgenommen, um das Inselchen zu schützen. Irgendwann werden dann auch die neu gepflanzten Palmen groß sein und aus dem noch kargen Motu ein weiteres kleines Südseeparadies machen.

Toau

Die „tote“ oder auch „blinde“ Passage, in der wir tidenunabhängig ankern, liegt im Norden der Insel. Ein Dorf soll es weiter im Süden geben. Als wir ankommen liegen noch vier weitere Boote hier und wir suchen uns einen Platz zwischen ihnen, der möglichst nah am Ufer liegt mit entsprechend geringerer Wassertiefe. Je weniger tief wir unseren Anker werfen, je weniger Ankerkette müssen wir herauslassen. Das bedeutet auch beim Anker lichten weniger Arbeit mit dem Ankerkasten für uns, der bei PACIFICO in zwei Teile unterteilt ist.

Wir haben nicht erwartet, dass es hier einen kleinen Anlegesteg gibt und das hier Menschen wohnen. Tatsächlich hat das kleine Dorf sogar eine Pension mit kleinen Bungalows. Die Einwohnerzahl ist überschaubar. Es sind genau sieben Erwachsene und ein Kind die hier leben.

Die Pensionswirtin am Anlegesteg begrüßt uns freundlich, fragt ob wir das Dorf besichtigen möchten und ob wir vielleicht Fisch kaufen wollen. Ob wir ihn im Ganzen oder lieber filetiert wollen? Wir wollen gar keinen. Erst einmal. Essen bereitet sie erst für Gruppen ab fünf Personen zu. Zweifellos hat sie heute keine Lust, denn am Vorabend hat sie mit den Seglern der anderen Boote offenbar ein gutes Geschäft gemacht.

So, also auf zur Dorfbesichtigung: die Bar mit Terrasse am Steg, eine Gebetshütte (Ersatz für die Dorfkirche), die Unterkunft der Schweinefamilie mit den süßen kleinen Ferkeln, die Hühnerställe, die wenigen Wohnhäuser, das Pensionshäuschen mit der Außendusche und zusätzlichem Wasserhahn, der Platz, an dem Kopra hergestellt wird, die kleinen Pensionsbungalows und eine Telefonzelle, die seit 10 Jahren nicht mehr funktioniert. Fertig. Geführt werden wir von einem Hund. Dass ist schließlich sein Job, sagt die Frau.

Nach diesem anstrengenden Rundgang haben wir Durst. Leider steht außer Coca-Cola und Limonade nur eine Flasche gekühltes Bier zur Verfügung. Also teilen wir uns die Flasche. Eine zweite wird auf Eis gelegt und die bekommen wir dann eine halbe Stunde später. Auch gut. Die angebotenen Stühle stellen wir uns auf einen schattigen Platz auf dem Steg mit Blick auf die Lagune und PACIFICO. Aus dem Radio ertönen melodische Südseeklänge. Mal wieder Südsee-Feeling pur.

Doch bevor wir diese Szenerie wirklich entspannt genießen können, werden wir von unseren Plätzen wieder vertrieben. Die Inselbewohner wollen mit dem Motorboot nach Fakarava, um dort frisch gefangenen Fisch zu verkaufen. Die Fische werden mit einem weiteren Boot von der anderen Seite der Passage geholt, wo sie kurz zuvor aus einer Reuse gefischt wurden. Sie liegen zappelnd auf dem Boden des Bootes und werden mit einer breiten Schaufel kurzer Hand auf den Steg befördert. Die Männer sind ein eingespieltes Team. Einer macht die Arbeit, also nimmt die Fische aus, spült sie im Lagunenwasser, spült anschließend den Steg wieder sauber und wirft die Fischabfälle ins Meer. Das lockt natürlich jede Menge Haie und andere Fische an. Ein Zweiter holt das, was zwischendurch fehlt, wie zum Beispiel Eis oder die Transportkisten, Der Dritte schaut zu, bis schließlich alles in seinem Boot, samt Frau und Kind, verstaut ist und steuert dann das Boot durch die Lagune Richtung Fakarava. Arbeitsteilung auf Polynesisch.

Als wir die Pensionswirtin nach Perlen fragen, möchte sie uns jemanden von Apataki kommen lassen. So ganz nebenbei erfahren wir auch, dass sie mit der Kaufmannsfrau von Raroia und deren Schwester, die eine bekannte Perlenfarm auf Arutua hat, verwandt ist. Cousinen. Auf diesen Inseln sind eben alle eine große Familie. Apataki ist ohnehin unser nächstes Ziel und wir werden die dortigen Perlenfarmen besuchen. Sie braucht also niemanden für uns kommen zu lassen.

Bei unserer Abreise von Toau sehen wir noch einmal die Mantas, die jeden Morgen in dieser Bucht beobachtet werden können. Einer gleitet in knapp einem Meter Entfernung an PACIFICO kurz unter der Wasseroberfläche vorbei. Wir stehen an der Reling und bewundern dieses großartige friedliche Tier bis es unserem Blickfeld Richtung Lagune entgleitet. Ein schöner Anblick zum Abschied.

Apataki

Das Versorgungsschiff ist gerade dabei, die Leinen vom Pier des Dorfes los zu machen, als wir in die kurze südliche Passage von Apataki einlaufen wollen. Es ist deshalb wohl etwas sicherer die viertel Stunde zu warten, bis das Schiff die schmale Passage passiert hat. Auch hier liegt das Dorf direkt an der Passage. Die andere Seite des Piers begrenzt ein natürliches Hafenbecken, zu dem es eine schmale Zufahrt gibt. Nach kurzer Diskussion mit dem Hintergrund der „steinigen“ Erfahrungen entscheidet Hermann, dass die Zufahrt nicht zu schmal für uns ist.  Und es passt. Wir gehen in dem kleinen Hafenbecken vor Anker und legen mit hilfreicher Unterstützung einiger junger Männer zwei Landleinen. Mit den Leinen ziehen wir uns bis ganz an den Pier heran und können so bequem von Bord gehen. PACIFICA darf erst einmal an Bord bleiben.

Es dauert gar nicht lange, da sind wir mit den jungen Männern bereits in Verhandlungen. Sie bieten uns diverse Perlen zum Kauf oder Tausch gegen Alkohol an. Und nach einigem Hin und Her wandern dann auch ein paar Tahiti-Perlen an Bord von PACIFICO. Und eine Verabredung für den nächsten Tag zur Besichtigung einer kleinen Perlenfarm wird ebenfalls getroffen.

Auch hier ist das Wasser der Lagune sauber und klar. In der Windstille ist nicht einmal die Wasseroberflache auszumachen und wir springen augenscheinlich ins Nichts, bis wir in das warme Wasser eintauchen.  Das natürliche Riff, dass das Hafenbecken begrenzt, ist kaum 30 Meter entfernt und lädt zum Schnorcheln ein. Hier ist die Vielfalt der tropischen Fische noch größer, als auf Tahanea. Und wir freuen uns, dass wir so viele Fotos dieser Unterwasserwelt machen können.

Am nächsten Nachmittag besichtigen wir die kleine Perlenfarm „Black Pearl Paradise“. Das Häuschen steht auf Pfählen mitten im Wasser. Beschäftigt sind hier drei Männer. Die Arbeiten gleichen denen auf der Perlenfarm auf Roya. Nur werden hier heute Perlen geerntet. Wir dürfen zusehen, wie die Austern geöffnet werden und wie die Perlen, die 15 Monate vorher als Rohperle eingesetzt wurden, entnommen werden. Sie sind im Ergebnis ganz unterschiedlich und nur wenige sind wirklich rund. Keine der Perlen, die wir heute sehen, ist makellos. Doch schön sind sie alle. Schade ist jedoch, dass wir hier keine Perlen kaufen werden. Die, die uns angeboten werden, sind zu groß und auch zu teuer und entsprechen damit nicht unseren Vorstellungen.

Am Dienstag stehen Wartungsarbeiten an. Wir konnten die Genua nicht herunterziehen. Das Fall klemmt. Hermann muss hinauf zur Mastspitze. Der Fehler ist dann auch schnell erkannt und über dessen Behebung legen wir das „Mäntelchen des Schweigens“. Allerdings ist bei dieser Aktion eine der Mastwinschen förmlich vom Mast abgefallen. Die Schrauben sind schlicht aus der Masthalterung herausgebrochen. Es ist abzusehen, dass auch die zweite Winsch nicht mehr lange halten wird. Beide Winschen werden überholt und mit neuen Schrauben und Muttern wieder angebracht. Wir sind froh, dass das nicht auf See passiert ist, sondern hier im geschützten Hafen. So hat die Mast-Kletterei doch noch ihr Gutes.

Nun geht es bald Richtung Tahiti und wir werden die Tuamotus verlassen, gespannt aufkommende neue Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen.

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