Von den Tuamotus nach Tahiti benötigen wir fast 40 Stunden. Wir segeln Richtung Süden durch ein dichtes Wolkenband. Rundherum regnet es immer mal wieder. Die Wolken ziehen dann jedoch vor uns oder auch hinter uns durch und wir bleiben trocken. Als der Wind zwischendurch einschläft, muss „Yan“ (der Motor) ran. Das hat auch Vorteile, denn so
werden die Batterien mal wieder richtig aufgeladen und der Wassermacher läuft auf Hochtouren, um die Frischwassertanks zu füllen.
Wenn man die Marquesas, die mit steilen Felswänden aus dem Meer steigen, und die Tuamotus, kaum mehr als palmenbewachsene Riffs, als „Pflicht“ betrachtet, sind die Society-Islands die „Kür“. Hier haben wir die steilen Felswände und grünen Berge, allerdings nicht ganz so dramatisch wie auf den Marquesas, umgeben von einem Riff, der Lagune und palmenbewachsenen Motus.
Tahiti
Am Samstagmorgen, so gegen 8.00 Uhr erreichen wir Tahiti. Der Himmel ist wieder bedeckt und sieht mehr und mehr nach Regen aus. Tropische Südsee – wer erwartet da nicht Inseln im Sonnenschein? Was man hier gar nicht erwartet ist doch norddeutsches „Schnuddelwetter“. Unsere Euphorie ist entsprechend gedämpft. Wir steuern an der Ostseite der südlichen Halbinsel eine Passage durch das Riff an und hoffen auf einen guten Ankerplatz. Laut unseren Büchern soll dieser Teil Tahitis unbewohnt sein und die Ankerbuchten einigermaßen wettergeschützt. OK, die Bücher wurden vor ca. 10 Jahren geschrieben und so einiges ist inzwischen anders. Also dieser Teil Tahitis ist alles andere als unbewohnt. Es sieht so aus, als wenn eine Straße an der Küste um Insel und Halbinsel herumführt. Ruhige Ankeridylle finden wir hier nicht. Vielleicht weiter im Norden? Wir fahren bis Tautira. In der hinter dem Ort liegenden Bucht ist Käpt’n Cook damals gelandet. Und was für ihn gut war, sollte doch für uns auch gut sein, denken wir und wollen für eine Nacht bleiben.
Der kurze Besuch des Ortes ist nicht besonders eindrucksvoll. Im Supermarkt gibt es jedoch am Sonntagmorgen frische französische Baguettes und vor der Post, auf der anderen Straßenseite, haben wir Internetempfang. Gelegenheit mit der Familie in Deutschland zu telefonieren. Ein holländischer Yachtie spricht uns dort an, (als wenn man uns ansieht, dass wir auch Yachties sind) Er hat mit seinem Boot die etwas ungewöhnlichere Route über Hawaii genommen und berichtet uns, dass er dort auch einmal nicht so nett behandelt wurde. Ein Hafenmeister hat ihm dort das Leben schwergemacht, mit Auflagen, die sein Boot erfüllen müsste, wenn er bleiben wollte. Das Ganze hat er dann auf den Inseln dort auch noch ein zweites Mal erlebt. An anderen Plätzen war man dann aber sehr nett und freundlich. Für uns hat er hilfreiche Tipps für Papeete, unserem nächsten Ziel.
Das Wetter hat sich nicht wesentlich gebessert. Es ist immer noch grau und wolkenverhangen. Der Wind weht nur schwach, sodass wir nur Teile der Strecke nach Papeete segeln können. Unser Weg führt durch die Lagune entlang der Ostseite der Insel. Fast die ganze Küste ist bewohnt. Auffallend sind die vielen Kirchen. Die Häuser-Grüppchen machen kaum einen Ort aus und doch steht mittendrin eine Kirche. Am späten Nachmittag liegen wir dann in der geschützten Bucht des „Tahiti Yachtclub“ vor Anker. Genauso wie die „Lotte“ aus Köln mit ihrem Skipper Heinz. Heinz ist schon seit eineinhalb Jahren hier. Ende des Jahres geht es zurück nach Deutschland. Seine geplante Route geht durch die Magellan-Straße und über die Falklandinseln. Eine Route die uns viel Gesprächsstoff gibt und uns Erfahrungen austauschen lässt.
Am Montag erkunden wir Papeete. Die LKWs mit den Hamburg-Süd-Containern passen fast zum norddeutschen Schnuddelwetter. Doch im Laufe des Tages lässt sich dann und wann auch einmal die Sonne sehen. Als wir abends an Bord zurückkehren, sind wir ganz überrascht, wie schnell der Tag vergangen ist. Den geplanten Behördengang haben wir aufgegeben. Die Auskünfte darüber, ob wir uns hier bei der Gendarmerie melden müssen oder nicht, sind sehr unterschiedlich. Letztendlich wurde uns in der Marina des Stadthafens gesagt, es sei nicht erforderlich, weil wir uns doch auf den Marquesas gemeldet hätten. Es reicht, wenn wir auf Bora-Bora ausklarieren. Damit sind wir erst einmal zufrieden. Als nächstes interessieren uns die Einkaufs- und Shopping-Möglichkeiten und natürlich Tahiti-Perlen. Perlenschmuck und Perlen werden hier tatsächlich an jeder Ecke angeboten und in allen Qualitäten. Juweliere, die hochpreisigen Perlenschmuck anbieten. Marktstände, an denen Modeschmuck angeboten wird, in dem Perlen geringerer Qualität verarbeitet wurden. Geschäfte, in denen man Perlen aller Qualitäten einzeln kaufen kann. Wir stehen hinter einem Asiaten, der auf einem Hocker vor einem Verkaufstresen sitzt. Eine Verkäuferin zeigt ihm Perlen von unterschiedlicher Größe und Preisniveau. Er wählt Perlen zu 100 Euro, 250 Euro das Stück aus, wie ein Kind Bonbons an einem Süßigkeiten Stand. In der großen Markthalle werden neben Blumen, Obst, Gemüse und Fisch auch alle möglichen Souvenirs angeboten. Klar schauen wir nach Tikis und anderen Holzarbeiten und vergleichen mit dem, was wir auf den Marquesas gesehen und gekauft haben. Es bestätigt uns, dass wir es richtiggemacht haben, direkt beim Hersteller zu kaufen. Wir hatten, finden wir, eine schönere Auswahl und dann auch noch zu günstigeren Preisen.
Bevor wir abends völlig geschafft an Bord gehen, kaufen wir in dem Carrefour, kaum 500 m von dem Club entfernt, für unser Abendessen ein. Allein das Geschäft zu betreten und das umfangreiche Angebot zu betrachten, gibt uns das Gefühl im Schlaraffenland zu sein. Seit Port Montt ist das der erste Supermarkt mit einer annähernd an europäische Maßstäbe grenzenden Vielfalt im Angebot. So ein überdimensionales Sortiment sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Ein ganz unglaubliches Gefühl, dass uns erkennen lässt, was wir in Europa und Deutschland für selbstverständlich genommen haben.
Nachdem wir unsere Vorräte ergänzt haben und bevor es weiter nach Moorea geht, wollen wir noch einen Zwischenstopp machen. Am Donnerstagmorgen geht es deshalb weiter an der Küste entlang Richtung Westen. Für etwas über zwei Meilen segeln wir zunächst auf den Pazifik hinaus, bevor wir über die Hafeneinfahrt von Papeete wieder in die Lagune einfahren können. Kurz nach der Hafeneinfahrt werden wir über Funk angerufen. Der Wasserweg, den wir nehmen führt am Flughafen vorbei und man muss sich über Funk Kanal 12 dort melden, wenn man diese Strecke nimmt. Was wir nun aber noch nicht getan haben. Also werden wir höflich und nett darauf hingewiesen, dass wir das fünf Minuten vor Erreichen des Hinweisschildes uns bitte melden möchten. Und damit wir es nicht vergessen, würde der freundliche Mensch uns noch einmal über Funk anrufen, bevor wir das Schild erreichen, damit auch nichts schiefgeht. Tatsächlich müssen wir dann vor dem Flughafen auf stoppen, weil gerade ein Flugzeug landet, bevor wir die Erlaubnis zur Weiterfahrt bekommen. Außerdem gibt uns der freundliche Funker den Hinweis, dass wir uns vor dem nächsten Schild weiter südlich noch einmal melden müssen. Als wir dort angekommen, ebenfalls auf stoppen, vergisst er dann allerdings zunächst uns die Genehmigung zur Weiterfahrt zu geben. Er ist dann etwas überrascht, dass wir immer noch da sind und ganz brav auf das „go“ gewartet haben.
Wir ankern für eine Nacht an der südwestlich von Papeete gelegenen Marina „Taine“. „Taine“ ist in den Büchern gut beschrieben und wird als Ankerplatz oder auch zum Festmachen direkt in der Marina empfohlen. Offenbar ist dies der Ort, wo sich tatsächlich die überwiegende Zahl der Segler aufhält, die Tahiti besuchen, denn in der Marina und in dem weiten Ankerfeld um uns herum liegen wohl einige hundert Boote. In diesem Teil von Tahiti, südlich vom Flughafen, wohnen anscheinend auch die „Reichen und Schönen“. Wir sehen Hotels und Villen am Ufer. Ein Grund dafür könnte sein, dass man von hier aus einen sicherlich traumhaften Sonnenuntergang über der Insel Morea genießen kann. Zudem ist es hier sehr windfrisch. Uns gefällt es hier weniger. Der Ankerplatz ist zu weit vom Land entfernt und irgendwie haben wir uns in dem freundlichen Yacht-Club auf der anderen Seite von Papeete wohler gefühlt. Für weniger als 1,80 Euro pro Person konnten wir dort die sanitären Anlagen nutzen, und gegen ein geringes Entgelt Waschmaschine und Trockner. Der Weg zum Einkaufen, und damit auch Transport unserer Vorräte, war nicht zu weit und zu Fuß gut zu erledigen. Die etwa 3 Kilometer bis ins Zentrum waren ebenfalls zu Fuß oder mit Bus kein Problem.
Moorea
Am Freitagmorgen segeln wir in gut drei Stunden nach Moorea. In unseren Büchern werden zwei Ankerbuchten auf der nördlichen Seite von Moorea empfohlen. Die Cooks Bai sehen wir uns an, fahren dann jedoch weiter in die nächste Bucht, die eben auch die schönere sein soll. Am frühen Nachmittag ankern wir in der Bucht D’Opunohu, unweit des Hilton Hotels vor einem schönen Sandstrand in türkisklarem Wasser zwischen fast 40 anderen Booten. Hier hilft mal wieder die Erfahrung aus dem Mittelmeer, wo aufgrund der vielen Boote, die dort so unterwegs sind, und der begrenzten Ankerflächen, häufig sehr eng geankert wird. Da ist es schon wichtig zu schauen, wie die anderen Schiffe im Wind liegen und mal nachzufragen „wo liegt denn dein Anker?“ Wenn man sich dann auch noch gut vorstellen kann, wie sich alle Boote wie ‚Line-Dancer‘ gemeinsam an ihrer Ankerkette (Taue verhalten sich schon mal anders) im Wind bewegen, ist es relativ einfach, einen guten Ankerplatz auch in einem größeren Ankerfeld zu finden. Wir ankern also mittendrin und haben auch bei den drehenden Winden der nächsten Tage kein Problem, dass wir den anderen Yachten vielleicht zu nahekommen könnten.
Moorea ist auch ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrer und die einheimischen Geschäfte richten sich entsprechend darauf ein. In dem Ort Papetoai auf der westlichen Seite der Bucht wird in dem kleinen Hafen sogar extra eine große Ankunftshalle mit einem großen Parkplatz davor für die Kreuzfahrer-Touristen gebaut. Auf dem Parkplatz stehen Fahrzeuge für den kostenlosen Transfer der Touristen zu Geschäften bereit, die Perlen und Schmuck verkaufen. Wir sind am Samstag mit PACIFICA, diesmal für die 20-minütige Fahrt mit dem Außenborder ausgerüstet, hergekommen. Den Transfer zu den Geschäften nehmen wir nicht in Anspruch, denn wir wollen zu Fuß gehen. Irgendwann müssen wir uns ja schließlich mal richtig bewegen.
Wir marschieren los und erwarten irgendwann in den Ortskern zu kommen. Nach gut 5 Kilometern geben wir die Hoffnung auf einen „Ortskern“ auf. Der Ortskern ist wohl eher die Straße, die wir entlanggehen und an der wir dann und wann einmal an Geschäften, Marktständen, Häusern und Hotels vorbeikommen. Wir finden, wir haben uns nach diesem Marsch etwas zu trinken verdient und gehen in das nächste Hotel, dass ein Restaurant mit Bar direkt am Strand hat. Ein Tisch auf der gemütlichen Holzterrasse direkt über dem Sandstrand, nur wenige Meter vom Wasser entfernt, wird gerade für uns frei. Da wir feststellen, dass wir nicht nur durstig, sondern auch hungrig sind, gönnen wir uns in diesem netten Ambiente auch ein leckeres Mittagessen. Wir versuchen uns, wie die Hotelurlauber um uns herum zu fühlen. Der Gedanke, in vielleicht 14 Tagen wieder nach Hause fliegen zu müssen, und damit dieses Paradies zu verlassen, ist für uns nur sehr schwer nachzuempfinden. Das ist doch eine ganz andere Welt, als die, in der wir leben.
Am Sonntagmorgen treten wir die Fahrt über die Bucht zu dem kleinen Hafen noch einmal an, um zu telefonieren und Mails zu schreiben. Als wir dann zurück zu PACIFICO wollen, ist der Wind ziemlich aufgefrischt. So eine Fahrt bei Wind und Wellen haben wir mit PACIFICA noch nicht gemacht. Wir sind beide ziemlich nass und durchgeschüttelt als wir PACIFICO erreichen. Für die für nächsten Tag versprochenen Telefongespräche, überlegen wir, ob wir das nicht anders lösen können, um so eine Fahrt zu vermeiden. Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Dort gibt es auch Tische und Bänke und es weht nicht so. Eine gute Gelegenheit den Ton-Grill mitzunehmen und die leckeren brasilianischen Pasteten für uns zu backen. Neben vielen Yachties sind auch so einige Polynesier und Touristen am Strand. Ein älterer Einheimischer mit langen Zottelhaaren und einer Bermudahose, die sicherlich schon einmal bessere und sauberere Tage gesehen hat, sieht uns interessiert zu und kommt dann näher. Er gibt uns die Hand, redet ein bisschen mit uns und fragt dann, ob er mal probieren dürfte, was wir das so essen. Kurzerhand backt Hermann ihm gerne einer unseren letzten Pasteten. Zum Dank segnet er uns und lädt uns zum Essen ein, weil wir unser Brot mit ihm geteilt haben. Irgendwann in den nächsten Tagen will er Fisch und Kokos hier am Strand für uns zubereiten. Wir werden dann nicht mehr da sein, freuen uns aber trotzdem über die Einladung und die Art, wie er sich uns gegenüber gibt. Auch wenn diese Begegnung mit ihm schon etwas seltsam anmutet, nachdem er uns gesegnet und auch für uns gesungen hat.
Die für den Montag versprochenen Telefongespräche fallen fast dem Wetter zum Opfer. Es ist grau und bewölkt, als wir doch noch einmal die Fahrt über die Bucht antreten. Und auf dem Rückweg weht es dann auch noch richtig. Das gekaufte Baguette haben wir in weiser Voraussicht in einer Plastiktüte verpackt, die beiden IPads im wasserdichten Seesack. Und wenn wir am Vortag schon nass geworden sind, kommen wir jetzt kaum aus der Hafeneinfahrt heraus ohne schon ganz nass geworden zu sein. Angenehm ist dabei, dass das überkommende Wasser wärmer ist als die Luft. So ist es also jedes Mal wie eine warme Dusche, wenn die aufschäumende Gischt der Wellen, über die wir hüpfen, über uns und ins Dingi spritzt. Und auch eine Pütz zum Schöpfen haben wir diesmal an Bord und können so das Wasser gleich wieder aus PACIFICA heraus befördern. Die Rückfahrt ist also eine ziemlich ruppige feuchte Angelegenheit. Naja – es hat aber auch schon Spaß gebracht, der Ritt durch die Wellen.
Huanhine Iti
Am Dienstagvormittag verlassen wir Moorea Richtung Huahini Hui / Huahine Iti, dem Inselpaar, dass durch eine Brücke miteinander verbunden ist. Mehrfach wurde uns vorgeschwärmt, dass die Inseln sehr schön sein sollen. So haben wir unsere ursprünglichen Pläne geändert und segeln zunächst nicht nach Raiatea. Es wird eine anstrengende Fahrt, da viele andere Segler auf dieser Route unterwegs sind und an Schlaf kaum zu denken ist. (Hilde ist am nächsten Morgen relativ ausgeruht. Warum wohl? In der Nacht bremsen wir unsere Fahrt zudem kräftig ab, um nicht vor dem ersten Tageslicht an zu kommen. Die Passagen der Inseln sind hier zwar weniger dramatisch als auf dem Tuamotus, doch wollen wir nicht riskieren wegen einer Fehleinschätzung in der Dunkelheit auf ein Riff zu laufen. Das ist dann letztendlich auch der Grund, warum wir die nördlichste Passage in die Lagune wählen. Bei der von uns zunächst angesteuerten Passage sind die in der Karte angegebenen Leitfeuer nicht zu erkennen. Erst als wir später bei Tageslicht daran vorbeifahren, sehen wir die unbeleuchteten grün-weißen Masten, die uns den Weg hätten zeigen sollen. Auf Huahini Hui machen wir morgens um 6.00 Uhr am Pier von Fare einen Zwischenstopp. Gerade so lange, wie wir benötigen kurz an Land zu springen, unseren Müll im nächstgelegenen Container zu entsorgen und im Supermarkt backfrische Baguettes für unser Frühstück zu besorgen.
Die Ankermöglichkeiten sollen bei diesem Insel-Duo aufgrund der Tiefen, häufig über 20 m bis 30 m, relativ schwierig sein. So freuen wir uns, als wir eine halbe Stunde später vor einem kleinen Strand doch einen guten Platz zum Pausieren finden. Wir frühstücken und holen etwas Schlaf nach.
Am Nachmittag sehen wir uns nach einem geeigneten Ankerplatz für die Nacht um. Die Bucht zwischen den beiden Inseln, die wir nach der Karte dafür vorgesehen haben, ist bei weitem nicht so windgeschützt, wie erwartet. Auch ist hier eine Austernfarm angesiedelt, die nicht eingezeichnet ist. Wir halten respektvoll Abstand zu den vielen kleinen Bojen, von denen wir wissen, dass dort an unter Wasser gespannten Tauen die Austern in den Netzen hängen. Ein Charter-Kat, den wir auf Toau bereits einmal gesehen haben, liegt etwas südlicher außerhalb der Bucht vor Anker. „Der wird schon wissen, warum er dort liegt!“ sagen wir und steuern darauf zu. Trotz des guten Windes liegen die Yachten in unterschiedlichen Richtungen, als wäre es an der Stelle völlig windstill. Also offenbar ein gut geschützter Platz zwischen Land und einer kleinen, grünen und bewohnten Insel. Als wir näherkommen, öffnet sich uns der Blick in eine kleine Bucht mit einem gepflegten Sandstrand, auf dem eine kleine Hütte steht, dahinter dicht gewachsener grüner Dschungel vor steil ansteigenden Felswänden. „Hilde-like“ sagt Hermann beim Anblick dieser Südseebucht und wirft immer wieder einen Blick auf den Tiefenmesser.
Es liegen hier noch einige weitere Segelboote sowie die Luxus-Motor-Yacht „Gatto Pardo“ vor Anker und an Bojen. Wir fragen bei einem amerikanischen Ehepaar, wem die Bojen gehören und ob man vielleicht einfach an einer freien Boje festmachen darf. Die Bojen sind frei verfügbar und es kostet auch nichts, daran zu liegen. Und so machen wir an der letzten freien Boje fest und sparen uns das Ankermanöver. Es ist hier nicht ganz so windstill wie erwartet. Trotzdem drehen sich nur die Kats in den Wind. PACIFICO und die Motor-Yacht liegen quer zum Wind. Es gibt also eine leichte Strömung, die das unterschiedliche Bild, so gar nicht ‚Line-Dancer‘ üblich, erklärt.
Wir verbringen hier zwei wunderschöne Tage. Da wir zu bequem sind, PACIFICA zu Wasser zu lassen, nehmen wir für unsere Landausflüge das Kajak. Es ist allerdings nur für eine Person konzipiert. Wir versuchen trotzdem, ob es uns nicht beide trägt. Beim ersten Versuch darin Platz zu finden, geht Hilde erst einmal zu Wasser. Beim zweiten Versuch, setzt sich Hermann nach hinten und lässt Hilde paddeln. Da geht es schon mal im Kreis und Schlangenlinien bis wir endlich relativ trocken anlanden
Am Strand lernen wir Philip kennen, der täglich von ca. 10 bis 16 Uhr hier ist. Er bewacht und pflegt diesen Strand. Nebenbei bastelt und verkauft er Schmuck aus Samen, Muscheln und Bast. Und den Damen, wie denen der „Gatto Pardo“ schenkt er den Schmuck dann auch schon mal. Genauso wie er das leckere Kokosbrot, dass er morgens in Blättern über dem offenen Feuer backt und dann an die Anwesenden verschenkt. Oder für die Gäste am Strand Kokosnüsse aufbricht und herumreicht. Hier und da hält er ein Schwätzchen, bastelt dann wieder, fegt den Strand oder sagt, er hätte jetzt so viel gearbeitet, jetzt hätte er erst einmal Pause. Er macht einen ausgesprochen glücklichen und zufriedenen Eindruck, hier in seinem kleinen Paradies.
Wir unterhalten uns mit den vier Damen der „Gatto Pardo“, während Philip bestellten Schmuck bastelt. So erfahren wir, dass die Yacht einer Witwe gehört, die in Andalusien und Paris lebt. Sie macht diese Reise, die wohl ursprünglich mit ihrem verstorbenen Mann geplant war, mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen. In früheren Jahren ist das Paar allein zu zweit mit einer 70-Fuß-Yacht hin und zurück über den Atlantik gesegelt. Und zwar zu Zeiten, als es noch keine Elektro-Winschen gab! Später sind sie dann auf eine kleinere 47 Fuß-Yacht umgesattelt. Die war dann leichter zu händeln und man brauchte auch nicht so viel sauber zu machen, wie uns die Witwe erzählt. „Gatto Pardo“ (Gepard) hießen alle ihre Yachten und Boote. Die vier Damen werden umsorgt von einer 6-köpfigen Crew. Und der Koch soll der beste der Welt sein. Nicht ein einziges Mal gab es bei den gereichten Speisen eine Wiederholung, berichtet Muriel, eine der Freundinnen.
Der Einladung zu einem „Sun Downer“ auf der Yacht folgen wir gerne. Und weil die sympathische Eignerin gesehen hat, dass unser Dingi nicht im Wasser ist, werden wir zur abgemachten Zeit abgeholt und später zurückgebracht. Wir verbringen eine sehr kurzweilige, unterhaltsame und angenehme Stunde auf der Yacht, tauschen unsere Erfahrungen und Erlebnisse aus. Da wir uns in den nächsten Tagen auf der gleichen Route befinden, freuen wir uns alle auf ein mögliches Wiedersehen.
Die Zeit erfährt auf unserer Reise eine andere Dimension. Die Tage und Monate verlieren ihre Namen. Es sind jetzt die Tage die wir auf See waren, die, die wir an einem Ort verbracht haben, die Namen der Inseln und der Buchten. Es sind die Erlebnisse, die die Zeit ausmachen, die Begegnungen. Einzig der gebuchte Flug zurück nach Deutschland setzt diesem Zeitgefühl eine Grenze.