Beim Frühstück schauen wir, wo es als nächstes hingeht. Wir haben diverse Karten, Bücher und Reiseführer in Deutsch und englisch dabei. Darin gibt es sogar Vorschläge mit Zeitangaben für diverse Reiserouten. Bei uns hat sich eine ganz eigene Reiseroute entwickelt, besonders nachdem wir beschlossen haben, die Südinsel erst im nächsten Jahr zu
besuchen.
Heute soll es nach Stratford gehen und in den Egmont Nationalpark.
Die Fahrt führt durch landwirtschaftliches Gebiet. Wir sehen eine Rinderherde nach der anderen und wundern uns über die vielen, vielen Milchlastzüge, die uns entgegenkommen. Wahrscheinlich wird hier die Milchwirtschaft für den gesamten Südseeraum betrieben, denken wir.
Überhaupt sind auf den Straßen viele Trucks unterwegs, die wirklich sehenswert sind. Blitzblank geputzt, häufig mit viel Chrom und metallicfarben. Selten die abgeflachte Volvo Variante, meist mit langer ‚Schnauze‘, wie man es von früher her kennt. Und kaum einer ist langsamer als 100 km/Std.
Die Landschaft hier ist relativ flach und wir werden erst morgen auf der Rückfahrt, wenn sich die heutigen Wolken wieder verzogen haben, diesen wunderbaren Blick auf den Egmont Park mit dem sich majestätisch über die Ebene erhebenden Vulkan sehen. Selbst Schnee in den Hochlagen des Vulkans werden wir erst dann sehen. Heute ist uns dies jedoch nicht vergönnt.
In Startford erinnert der Glockenturm im Zentrum und so einige Straßennamen an die Shakespeare Stadt in England. Ansonsten ist die Stadt genauso neuseeländisch wie es alle anderen so typischen ländlichen Städtchen hier sind.
Die Straße in den Egmont Nationalpark führt durch einen dicht bewachsenen grünen Dschungel, um dann auf der Hochebene auf einem großen freien Parkplatz zu enden. Leider lässt die Sicht heute wirklich zu wünschen übrig.
Wir bleiben noch etwas in der Nähe des Vulkans und fahren nach Opunake auf den dortigen Beach Holiday Park.
Unser nächstes Ziel ist die Universitätsstadt Palmerston North.
Universität haben wir natürlich selbst. Über Google holen wir uns Antworten auf alle unsere Fragen, besonders die, wo wir merken, dass wir mit irgendeinem Halbwissen unterwegs sind. Wie kam es, dann Bonn die Hauptstadt der BRD wurde? Wie viele Einwohner hat Wellington im Vergleich zu Auckland? Wieviel Kraftstoff braucht eine A 380 für einen Langstreckenflug? Es gibt eben viele Fragen, die neben dem was man sieht und sonst noch erfährt, im Gespräch auftauchen und die beantwortet werden wollen. Und schließlich lernt man ja nie aus.
Das Stadtzentrum von Palmerston ist um den quadratischen Spuare gebaut, einen grünen Park. Wir sehen uns die Straßen parallel zum Square an, um ein wenig von der Stadt kennen zu lernen. Als wir vor einem Designer-Geschäft mit hübschen, im Jugendstil bleiverglasten Fenstern, stehen, fragen wir uns, was hier wohl designet wird. Drinnen steht eine Reihe von Schreibtischen. Die Frau, die am ersten Schreibtisch sitzt, kommt zu uns heraus. ‚Ob sie uns wohl helfen könnte?‘ Ziemlich geschäftstüchtig, finden wir, und typisch für Neuseeland.
Es stellt sich heraus, dass hier Webseiten, Werbeslogans und Logos, und entsprechendes designet werden. Sie erklärt uns, was wir wissen möchten und macht noch etwas Small Talk, bevor sie sie wieder hinein an ihren Arbeitsplatz geht und wir weiterziehen.
Der Campingplatz der Stadt liegt direkt neben dem Botanischen Garten, der bis an das Flussufer reicht. Das lädt dann noch einmal zu einem nachmittäglichen Spaziergang ein. .
Für den nächsten Tag ist ein Besuch im Automuseum Southward in der Nähe von Paraparaumu, geplant. Wir sind ja eigentlich nicht die Museumsgänger. Wären wir es, hätten wir auf unser bisherigen Strecke viel zu tun gehabt. Es gibt eine Unmenge von Museen, historischen Plätzen usw. Überall stehen braune Schilder an den Straßen, die darauf hinweisen, wo es etwas zu sehen oder zu unternehmen gibt. In Neuseeland kommt da keine Langeweile auf. Das junge Land, jung hinsichtlich der überwiegend aus Europa stammenden Bevölkerung, ist stolz auf seine Geschichte, die Kultur und das Land. Die natürlich viel ältere Geschichte de, Ureinwohner, der Maoris, findet man in den Orts- und Flussnamen wieder, den Namen der Nationalparks und vielem mehr. Häufig findet man englisch und maori nebeneinander. Für uns ist es schwierig, sich die vielen gleichklingenden Namen zu merken. Man möge deshalb entschuldigen, dass wir nicht immer wissen, wie der Ort heißt, an dem wir waren, weil er einem andren zum Verwechseln ähnlich klingt. Und wer kann sich schon Taumatawhikatangifangakoauauotamateapokaiwhenuakitanatahu (ich hoffe, ich habe keinen Buchstaben vergessen) schon aussprechen, geschweige denn merken?
Das Southward Car Museum ist eine Stiftung eines Industriellen, der offenbar leidenschaftlicher Sammler war. Nicht nur über 350 überwiegend Oldtimer sind zu sehen, sondern auch vieles anderes, was er so gesammelt hat. Die Autos sind, wie wir erfahren, alle fahrtüchtig und einsatzbereit. Wunderschöne Stücke dazwischen, liebevoll restauriert. Manches auch mit geschichtlichem Hintergrund, wie ein Fahrzeug, das 1938 von Hitler bestellt wurde, oder ein Auto, das Marlene Dietrich gehört hat. Es war absolut lohnenswert, sich die Sammlung anzusehen. Werde erinnert sich nicht an Filme, die in den 20iger oder 30iger Jahren spielen, wo aus so einer alten Gangsterlimousine geschossen wurde? Aber natürlich sind dort auch neuere ausgefallene Modelle zu sehen. Um hier Spaß zu haben, braucht man kein Autofan zu sein.
Und übrigens, wer mit dem Auto in Neuseeland unterwegs ist, staunt täglich über die vielen Oldtimer, teilweise sehr gepflegt, die hier noch im Einsatz und auf den Straßen unterwegs sind.
Wir fahren anschließend durch den Staglans Wildlife Park nach Upper Hutt auf einen ruhigen, in einem Naturpark gelegenem, Campingplatz für die Nacht.
Am nächsten Tag wollen wir nach Wellington. Kurz nach dem Start erreicht uns eine SMS von Thomas und Frauke Walkabout, die wir in Wellington treffen wollen. Sie sind mit ihrer Wanderung jetzt bis Pimmerton gekommen und trinken dort gerade Kaffee. Wir benötigen gerade mal eine halbe Stunde und können dann mit Ihnen gemeinsam in dem holländischen Café Oranje einen Kaffee trinken. Wiedersehensfreude. Das letzte Mal haben wir sie am 3.11. gesehen, als sie ihr Boot am Kissing Point zurück gelassen haben.
Sie haben noch ein paar Meilen zu Fuß vor sich, bevor sie in Wellington ankommen und wir ein paar gemeinsame Abende auf dem Campingplatz in Lower Hutt miteinander verbringen werden.
In Wellington angekommen sehen wir uns ein wenig in der Innenstadt um, verschaffen uns etwas Orientierung für die nächsten Tage, essen viel zu fettige Pommes, bevor wir uns dann abends auf dem Campingplatz in Lower Hutt, etwa 20 Minuten entfernt von Wellington, für die nächsten Tage niederlassen. Es ist einer der wenigen Campingplätze in der Nähe von Wellington, der dann auch entsprechend annehmbar für einen mehrtägigen Aufenthalt ist.