Wir genießen es also wieder unterwegs zu sein.
Nachdem wir vier Wochen mit dem Black Sheep die Nordinsel von Land aus entdeckt haben, wollen wir jetzt das Segelrevier entdecken.
Von der Insel Kawau, in der wir gut behütet neben einem neuseeländischen Customs-Boot die Nacht verbringen, geht es weiter
südlich nach Waiheke. Der Segeltag beginnt wunderschön mit gutem Wind und sonnigem blauen Himmel. Leider dauert es dann jedoch nicht lange und der Himmel zieht sich zu, der Wind brist auf und es beginnt zu regnen. Bis Waiheke sind es vier bis fünf Stunden und die Sicht ist entsprechend dem Wetter teilweise mehr als schlecht. Erst kurz vor Waiheke klart es wieder etwas auf. So können wir Inseln und Riffe nicht nur auf dem Plotter sehen, sondern auch so ausmachen und entsprechend sorgsam umschiffen. Bald erreichen wir unser Ziel und gehen in der nördlich gelegenen Piemelon Bay vor Anker. In der weiten Bucht suchen wir uns ganz im Osten einen Ankerplatz, da der Wind nachts auf Ost drehen und mit mehr als 20 bis 25 Knoten wehen soll. Wir hoffen so auf eine ruhige Nacht. Auch andere Segler, die zunächst mehr westlich geankert hatten, verlegen im Laufe des späten nachmittags ihren Ankerplatz in diesen Teil der Bucht. Wir denken, dass wir sehr vorausschauend geankert haben und eine ruhige Nacht haben werden, in Anbetracht der Wind- und Wetterlage. Sollte man meinen.
In der Tat ist die Nacht dann so gut wie windstill. Ohne Wind legt sich PACIFICO jedoch quer zum Schwell und schaukelt dann die ganze Nacht im Pacific-Schwell unruhig hin und her. Natürlich kennen wir so etwas. Das heißt nun aber nicht, dass wir das besonders entspannend finden. Leicht gefrustet warten wir morgens nicht einmal unser Frühstück ab. Der Anker wird gelichtet und schon beim ersten Becher Tee machen uns wieder auf den Weg.
Wir wollen uns weitere Ankermöglichkeiten in und um Waiheke herum ansehen, die wir dann mit Inga besuchen können. Ursprünglich wollten wir an diesem Wochenende auch mit einem deutschen, jetzt in Neuseeland lebenden, Freund hier gemeinsam segeln. Leider hatte sich das in der vergangenen Woche zerschlagen. Vielleicht ergibt sich später noch eine Gelegenheit das nachzuholen.
Heute ist die Sicht sehr gut. Der Regen hat sich verzogen. Es scheint wieder die Sonne. Und wir staunen, wie viele Boote hier unterwegs sind. Das haben wir noch nirgends erlebt. Selbst auf der in den Sommerferien sehr belebten Ostsee herrscht nicht so viel Betrieb. Gerade jetzt am Wochenende scheint es, als wäre jeder Neuseeländer im Boot unterwegs und hält dabei die Angelrute heraus. Manchmal zählen wir bis zu 10 Personen auf einem kleinem Motorboot, das mit drei Personen schon gut besetzt wäre. Auf in der Karte ausgewiesenen Fishingpoints liegen etliche Boote vor Anker und die Neuseeländer gehen ihrem Hobby nach.
Es ist gar nicht so einfach sich dort hindurch zu schlängeln, wenn die eigene Fahrtroute durch so ein Gebiet führt. Schließlich möchten wir nicht von einer Angelleine eingefangen werden. Gut gelaunt winken viele uns zu, als wir vorbei fahren.
Über Nacht gehen wir in der Putiki Bay vor Anker, bevor wir am nächsten Tag weiter nach Auckland in die Viadukt Marina fahren. Die Marina liegt nur wenige Schritte von der Down Town entfernt. Ein Taxi, um Inga am nächsten Morgen vom Flughafen abzuholen, haben wir schon vor Wochen bestellt.
Die Tochter besucht die Mutter.
An dieser Stelle wird wieder einmal bewusst, wie anders unser Leben geworden ist. Es lässt sich nicht mit dem Leben in Deutschland vergleichen. Und es hat auch uns in gewisser Weise auch verändert. Es hat unsere Maßstäbe geändert, unser Zeitgefühl, unsere Gewohnheiten. Es hat unsere Blickwinkel und unsere Sichtweisen geändert. Unser ganzes Lebensgefühl. Wie schwer muss es für Freunde und Familie sein, die uns ja zum Teil schon ein ganzes Leben kennen, das zu verstehen.
In der Viadukt Marina liegen die Boote der Reichen und Schönen, die Amerika Cup Segler, aber auch Ausflugsboote und kleinere Motorboote. Wir befinden uns also in bester Gesellschaft. Der Preis für den Liegeplatz ist entsprechend hoch. Dafür stellt die Marina dann aber nicht einmal Facilities wie Duschen und Toiletten, geschweige denn Waschmaschinen oder Barbecue zur Verfügung. Da sind wir aus Whangarei viel besseres gewohnt.
Inga landet morgens früh um kurz nach 7.00 Uhr und ist schon gegen 9.00 Uhr mit uns an Bord. Alles hat prima geklappt. Wenig später wissen wir aus ihren Erzählungen, dass wir niemals, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, über Guangzhou fliegen werden. Der Flughafen ist weit weg von dem, was man von einem internationalen Flughafen erwarten kann.
Am nächsten Morgen setzen wir, nun für die nächsten drei Wochen zu dritt, unsere Entdeckungsreise fort.
Wir machen eine Badestopp in der Rockybay in Waiheke, übernachten in der Chamberlainsbay von Punui Island. Weiter geht es nach Great Barrier, vorbei an der Nordspitze der Halbinsel Coromandel.
Auf dem Weg kommt auch unsere Angel mit der neuen Hightech Sehne zum Einsatz und beschert uns den ersten Kawaii, einem weiß-fleischigen Fisch, den es dann auch gleich zum Abendessen gibt. Frischer geht es nun wirklich nicht.
Great Barrier erinnert uns an die wilde raue Schönheit von Patagonien, nur eben viel dichter bewachsen und die Temperaturen sind um viele Grade wärmer.
Wir übernachten nacheinander in den Buchten Shoal Bay, Whangararapara, Man of War (Kaikoura Island), Kiwiriki und Karaka. Und auch Port Fitzroy statten wir einen kurzen Besuch ab. In Great Barrier ist definitiv Nachsaison. Wir sehen hier relativ wenig Boote. An Land sind viele Häuser geschlossen und es sind sehr wenige Menschen unterwegs. Die Insulaner sind unter sich.
Aber es gibt schöne Erlebnisse, wie an einem ruhigen, fast windstillen Abend, als ein Amerikaner pünktlich zum Sonnenuntergang seine Flagge einrollt und von einem anderen Boot in dieser abendlichen Stimmung plötzlich ein Dudelsack erklingt. Der Spieler, offenbar motiviert von unserem Beifall klatschen, spielt noch einige weitere Lieder für uns, bevor das kleine Konzert abrupt endet. Wir vermuten, ihm ist die Luft ausgegangen Gerne hätten wir noch ein wenig mehr davon genossen.
Auf der Fahrt entlang der rauen Inselküste sehen wir unsere erste Haifischfinne. Ganz gemächlich schwimmt der Hai eine Zeitlang neben dem Boot her, bis er aus unserer Sicht verschwindet. Später sehen wir noch ein oder zweimal weitere Finnen aus den Wellen auftauchen. So richtig wohl ist uns bei dem Anblick denn doch nicht.
Etwas weiter auf der Fahrt tauchen an der Küste ganz andere Fischflossen auf: Delphine. Es ist ein riesiges Rudel sehr großer Tiere. Wir fahren direkt auf sie zu, ganz nahe an die felsige Küste heran. Und dann sehen oder hören? sie uns und kommen auf uns zu, umspielen unseren Bug, tauchen unter uns durch, springen vor uns aus dem Wasser. Sie begleiten uns eine ganze Weile, bis sie in ihre Bucht zurückkehren. Delphine sind immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.
Nett ist es in der Man of War Bay, wo wir Nick, einen ehemaligen Piloten, kennenlernen. Er lebt hier auf seinem Boot und arbeitet ehrenamtlich auf der kleinen Insel, auf der im Krieg einmal eine Invasionsabwehr der Neuseeländer stationiert war. Jetzt gehört die Insel einer Stiftung und ist ein Naturschutzgebiet. Nick lädt uns spontan zu einer Spazierfahrt über die Insel in seinem Jeep ein. Er zeigt uns die historischen Plätze, den Airstrip und die schönsten Buchten der kleinen Insel. Wir kommen am nächsten Tag noch einmal wieder, um uns mit selbst gebackenen Brot für die kleine Führung zu bedanken.
In der letzten Bucht, in der wir hier übernachten, liegen wir als einziges Boot. Es dauert jedoch nicht lange bis wir Besuch bekommen. Wir taufen unseren Besuch „Duffy“. Die kleine Wildente schwimmt nicht nur um unser Boot herum, in der Hoffnung darauf, dass etwas für Sie abfällt, nein, sie kommt direkt zu uns an Bord und bleibt den ganzen Nachmittag. Erst am Abend, kurz vor der Dunkelheit fliegt sie davon, um dann jedoch am nächsten Morgen pünktlich zum Frühstück wieder da zu sein.
Inga ist den ganzen Nachmittag damit beschäftigt einen Snapper (kleine Barsche) nach dem andren zu angeln. Die kleinsten gehen zurück ins Meer, die größten in die Pfanne und einige behalten wir als Bait (Köder).
Das Wetter ist nicht so gut ins dieser Woche, doch nun soll es noch schlechter und vor allem windiger werden und auch bleiben. Wir können in Great Barrier bleiben oder, bevor der Wind noch heftiger wird, über Nacht in die Bay of Islands segeln. Wir haben eigentlich genug gesehen von Great Barrier und machen uns also kurz entschlossen am späten Nachmittag auf. Nach einem kurzen Abstecher zum Baden auf Nicks Insel geht es los. Es ist eine ziemliche schüttelige Überfahrt und der Wind weht nachts wider Erwarten schon mal mit 30 Knoten. Aber er weht aus der richtigen Richtung und treibt PACIFICO meist mit über 8 Knoten Geschwindigkeit über das Meer. Morgens früh um 4.00 Uhr segeln wir am Cape Brett vorbei in die Bay of Islands.
Ein paar Tage später wird das Wetter wieder besser. Nach einem kurzen Abstecher nach Russel, um einige frische Lebensmittel einzukaufen, bleiben wir in der Paradise Bay, in der auch viele andere Boote vor Anker liegen. Wir sind damit zufrieden ein paar Tage in der Sonne zu liegen, schwimmen zu gehen oder kleine Touren mit dem Kajak zu unternehmen.
Als es Zeit wird an Ingas Rückflug nach Deutschland zu denken, zuckeln wir die Küste herunter nach Whangarei. Wir entdecken die romantische Bucht Whangamumu, in der es früher eine Walfänger Station gab, Whangaruru und Tutukaka. Geschützte Buchten, die uns gefallen und die wir für weitere Besuche vormerken.
Und schon heißt es Abschied nehmen. Mit dem Auto bringen wir Inga von Whangarei aus dann am Abreisetag früh morgens zum Flughafen nach Auckland.
Wir kehren mit PACIFICO zurück in die Bay of Island. Bei leichtem Wind brauchen wir von der Urquharts Bay bei Marsden Cove gute zehn Stunden bis dorthin. Besonders gut gefällt es uns in der Wairoa Bay, Halbinsel Purerua. Der Wind steht günstig für diese Bucht, die nach Süden offen ist. Sanfte leuchtend grüne Hügel, hier und da eine Farm (eher schon richtige Anwesen), eine tiefe Ruhe ausstrahlende malerische Landschaft. In der Bucht liegen kleine bewachsene Felseninseln, die man mit dem Dingi besuchen kann.
Einige Segler sind dort unterwegs und erkunden die kleine Insel. Dann kommt ein Motorboot und das Paar geht ebenfalls an Land. Langsam wird es lebhaft auf der kleinen Insel. Ein weiteres Segelboot gleitet in die Bucht, fährt auf die Insel zu, fast bis an den Strand. Und auch Hermann macht sich mit dem Kajak auf, um mal zu schauen, was denn dort so los ist.
Am Ende wird es plötzlich unruhig auf PACIFICO, weil sich hier vier Gäste zum Tee eingeladen haben. Pat und Alice und zweimal Terry. Die vier haben sich eben am Strand kennen gelernt und dann festgestellt, dass sie sich schon seit über 40 Jahren kennen. Beide Frauen sind Lehrerinnen und die eine hat die Kinder der anderen unterrichtet. Und nun sind sie sich hier am Strand der Mini-Insel wieder begegnet.
Wir warten den späten Nachmittag ab, bis die Insel wieder verlassen da liegt. Kurzer Hand packen wir ein, was wir zum Grillen benötigen, beladen PACIFICA und setzen über zum Strand. Wir haben eine Insel ganz für uns alleine. Nach einem leckeren Essen am Strand rudern wir im Licht der letzten Sonnenstrahlen des Tages zurück zur PACIFICO. Es war ein wunderschöner Tag und es ist ein traumhaft schöner Ort. Wir werden bestimmt noch einmal herkommen.
Nördlich der Bay of Islands liegt Whangaroa. Whangaroa ist uns mehrfach empfohlen worden. Also geht es weiter nach Norden. Die Einfahrt nach Whangaroa liegt zwischen hohen steilen Felswänden. Wir tauchen ein in eine Fjordlandschaft von herber Schönheit. Durch die Lage und Größe der Einfahrt wird aus dem dahinterliegenden Fjord ein Hafen, der bei jedem Wetter Schutz bietet. In den vielen Buchten des Fjordes sind leicht sichere Ankerplätze in einer fantastischen Landschaft zu finden. Nach einer Rundfahrt durch das Fjordgebiet ankern wir in einer kleinen, sehr geschützten Bucht und bleiben auch einige Tag, bevor es wieder zurück über die Bay of Islands nach Whangarei geht.
Die Rückfahrt nach Whangarei ist von Starkwindwarnungen getrieben. Wir brechen unseren geplanten Aufenthalt in der Bay of Islands ab, als das Wetter wieder schlechter werden soll. Spontan lichten wir am Mittwochmittag unseren Anker uns fahren los. Wenn alles gut geht, könnten wir noch im Tageslicht Tutukaka erreichen. Von dort sind es dann nur noch sechs Stunden bis Whangarei. Alles läuft gut. Wir können zwar nicht gegen den Wind segeln, doch ist er noch so schwach, das wir leicht gegenan Motoren können. Außerdem zieht uns zusätzlich die Strömung unterstützend die Küste herunter nach Süden. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang laufen wir durch die schmale Zufahrt von Tutukaka in die dahinter liegende Bucht. „Unsere“ Mooring, an der wir schon einmal mit Inga gelegen haben und die sicherlich irgendjemanden gehören wird, ist frei und zehn Minuten später haben wir sicher festgemacht.
Es gibt ein leckeres Abendessen vom Grill. Die drei Bonitos (kleine Thunfischart), die wir unterwegs gefangen haben, werden von uns an diesem Abend verschmäht und bleiben im Kühlschrank, einen vierten schenken wir einem Amerikaner, der neben uns vor Anker liegt und sich über diese unerwartete Speiseplanerweiterung freut.
Morgens gegen 5.00 Uhr beginnt es zu wehen. Der erwartete Starkwind kommt einige Stunden früher als geplant. Wir legen deshalb ein Zwangspause in Tutukaka ein. Doch schon am nächsten Tag ist der Wind, entgegen den Vorhersagen, wieder so weit abgeflaut, dass wir weiter fahren können. So treffen wir am Freitag gegen 15.30 Uhr in Whangarei ein.
Die nächsten Tage werden wir die letzten Vorbereitungen treffen, die für unsere Reise nach Tonga und Fidschi und möglicherweise Western- Samoa erforderlich sind. Einkaufen, vorkochen, alles sicher verstauen, letzte Arbeiten am Boot und dann geht es los. Am Freitag, den 22.4. läuft unser Visum ab. Und an dem Tag werden wir ausklarieren und losfahren. Es sei denn, das Wetter spielt überhaupt nicht mit. Dann müssen wir uns Plan B überlegen. Schauen wir mal.
untern den Seglern mit Hilfestellungen unterstützt.
Es ist nicht nur ein Berufsfeld, in dem man sich auskennen muss, es sind Dutzende!
Übrigens kochen wir nach wie vor am liebsten selbst und gehen kaum einmal Essen, weil es uns so am besten schmeckt und vor allem auch die Fleisch-Qualität so von uns bestimmt wird. Restaurantbesuche enden bei uns dann meistens in Pommes -Sünden, weil es die an Bord nun einmal nicht gibt.