Die Resorts auf Uoleva werden, wie wir erfahren, unterschiedlich angenommen. Einige sind für die kommende Saison gut ausgebucht, andere, wie das mit den kleinen bunten Holzhütten, freuen sich, wenn sie überhaupt einen Gast haben. Wovon Sie dann leben? Wir können es nur vermuten. Im Bedarfsfall wird dann vielleicht mal eins der vielen Schweinchen verkauft.
Nach vier Tagen fahren wir ein paar Meilen weiter in die Hauptstadt der Inselgruppe Ha’apai und gehen dort direkt im Hafenbecken an eine Mooring. Hauptstadt??? Hauptort vielleicht eher. Denn in Pangai legt die wöchentliche Fähre und das Cargoschiff an. Der Ort selbst ist eher etwas trostlos. Das Dach der Markthalle fehlt, Häuser sind verlassen, der Eingang des Museums zugewachsen, Fundamente, auf denen irgendwann einmal ein Haus gestanden hat.
Das alte Justizgebäude hat vor zwei bis drei Jahren in einem Zyklon den Standort gewechselt. Wäre nicht ein großer Baum auf dem Grundstück, wer weiß wo es gelandet wäre? So steht es jetzt, getrennt von dem Fundament und der Eingangstreppe, auf dem Rasen. Etwas windschief, aber ansonsten doch noch ganz.
Im krassen Gegensatz die Schule / College mit gepflegten Häusern und Anlagen, finanziert mit der Unterstützung von Neuseeland.
Wir suchen den Hafenmeister um einzuklarieren. So richtig weiß scheinbar niemand, den wir fragen, wo wir hinmüssen oder wer das ist. Letztendlich landen wir bei einem Ministerium für Transport. Der Tongaer, mit dem wir dann sprechen, weiß scheinbar auch nicht so richtig, was wir wollen. Aber er wäre der Hafenmeister und ja, es wäre alles in Ordnung. Zahlen müssen wir scheinbar nichts und auch die Bootspapiere will er nicht sehen. Ob er wirklich der Hafenmeister ist? Egal. Wir haben uns bemüht und unser Gewissen entlastet.
Wir brauchen frisches Obst und Gemüse. Eine Languste wäre zur Abwechslung in unserem Speiseplan auch nett. Aber in Pangai gibt es zwar einige Geschäfte, alle mit einem scheinbar sehr ähnlichen Angebot, doch die Markthalle ist leer und es sind maximal ein paar Äpfel und Zwiebeln zu bekommen. Selbst Tapioka scheint ein Problem zu sein. Wir bekommen ein paar Tapioka-Wurzeln am nächsten Tag in der Markthalle, völlig überteuert, aber frisch. An Bord werden die Wurzeln gleich geschält, in fingerdicke Stücke geteilt und kurz gekocht. Anschließend lassen wir sie auf einem Küchentuch trocknen und lagern sie in einer Dose im Kühlschrank. Tapioka oder auch Maniok schmeckt besser als die Kartoffeln, die wir aus Neuseeland noch haben und die eigentlich nach nichts schmecken. Für den Verzehr braten wir die Tapiokastärke in der Pfanne. Richtig lecker
Wir wollen noch etwa eine Meile nördlich vom Hafen in der Lagune vor Anker gehen und das dort gelegene Café / Bar / Bed besuchen. Der Eigentümer und Inhaber war letztes Jahr so freundlich, uns über Funk vor den Riffen zu warnen. Die hatten wir auf der Karte zwar auch selbst gesehen, aber wir fanden das trotzdem sehr aufmerksam und nun wollen wir mal schauen, wer denn der nette Mann ist.
Am Strand begrüßt uns Matt, Australier, Segler und jetziger Inhaber des Ha’apai Beach Resort mit seinen beiden Hunden. Er ist seit etwas über zwei Jahren hier und dabei eine Existenz aufzubauen. Wir erzählen, warum wir herkommen. Er ist wirklich so nett, wie es im letzten Jahr den Anschein hatte. Als wir uns draußen hinsetzen, um etwas zu trinken, setzt er sich dazu und erzählt, wie er hierhergekommen ist, von seinen Plänen das Resort besser zu etablieren und so manches von dem Leben in Tonga.
Unser nächstes Ziel ist jetzt Vava’u. Um die Strecke von über 60 Meilen tagsüber machen zu können, übernachten wir, wie im letzten Jahr, im Riff an der Setila vor Haano Island. Die Fahrt nach Vava’u braucht dann auch tatsächlich rund 10 Stunden und wir erreichen nach einem Segeltag ‚vom Feinsten‘ eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang die Blue Lagune. Die Riffe und das schwindende Tageslicht machen die Einfahrt in die Lagune schwierig. Nur weil wir es schon vom letzten Jahr kennen, wagen wir es trotzdem. Und dann ist auch das Wasser bei Flut in der Lagune wieder sehr bewegt, sodass wir eine schauklige Nacht vor uns haben. Wir nehmen über Funk Kontakt zu Elke und Werner auf, die hier an der Lagune wohnen und verabreden uns für den nächsten Morgen, um ein aus Neuseeland mitgebrachtes Paket zu übergeben.
Die Einladung der beiden am nächsten Tag noch ein wenig zu bleiben und sie in ihrem Haus zu besuchen nehmen wir nicht an. Die Lagune macht ihrem Namen ‚Blue Lagune‘ wirklich alle Ehre und ist Südseezauber pur, doch uns ist es für einen Ankerplatz definitiv zu schüttelig. Kaum dass die beiden wieder von Bord sind, lichten wir Anker und fahren weiter nach Neiafu. Die schweizerische MOANA ist inzwischen auch in der Lagune eingetroffen. Dem großen Kat machen die unruhigen Bewegungen des Wassers jedoch nichts. Sie liegen viel ruhiger vor Anker, als wie wir es getan haben. Unruhig sind bei Ihnen nur die drei Jungs und die wollen ‚bewegt werden‘, wie Urs es nennt Gegen die drei ist ein Flohzirkus aber auch eine lahme Angelegenheit
In Neiafu erkennt man uns wieder. Hier und da, werden wir überrascht von der Aussage: „Ihr wart doch letztes Jahr auch hier.“
Auch Bob, der Zollbeamte, erinnert sich an PACIFICO. Als wir ihm die Geschichte vom abendlichen Zollbeamten in Nuku’alofa erzählen und der angedrohten Strafe, winkt er nur ab. Das war eindeutig ein Betrugsversuch „Und im Dunkeln geht ihr mit niemandem mit!“ sagt er dann noch.
Der Markt ist bestückt wie auch im letzten Jahr. So kaufen wir ein, was wir an Obst und Gemüse benötigen. Es ist teuer, aber man bekommt zumindest etwas, auch wenn das Angebot natürlich grundsätzlich schon sehr eingeschränkt ist.
Nicht alle Restaurants haben geöffnet und teilweise sind die Öffnungszeiten noch eingeschränkt. Die Saison wird jetzt erst beginnen. Das TROPICANA ist geöffnet und Treffpunkt für die Segler, die hier schon vor Ort sind. Hier funktioniert auch das Internet am besten, selbst wenn man dafür bezahlen muss. Wir werden hier die Unterlagen bekommen, die wir für die Einreise nach Fidschi benötigen und auch die fehlenden Gastlandflaggen. Greg, der Wirt, wirkt gestresst wie immer, doch das hält niemanden davon ab, hierher zu gehen
Die nächsten Tage werden wir zwischen den einzelnen Inseln und Stränden cruisen, nette Badestellen und geschützte buchten suchen, bevor wir weiter in die nördlichste Inselgruppe Tongas weiter segeln.
Gerade jetzt liegen wir am Ankerplatz 11 an einer Mooring. Nur vier, der anderen neun Boote, die hier liegen, sind bewohnt. Wir haben Vollmond, es ist windstill, der Himmel ist sternenklar, die Wellen plätschern leise gurgelnd an die Klippen. Ab und zu hört man weit entfernt auch mal ein Motorboot. Ansonsten ist es still. Abendliche Südseestimmung. Eben Tonga pur.